Beiträge von Lars

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    Original von olaf
    Ich denke, Dejagah braeuchte Unterstuetzung der Oeffentlichkeit, um den Iran mal auf einen Standpunkt festzulegen, der im Anschluss politisch diskutiert wird.

    Wir waren auf diesen Fall über das Thema "Medien" am Beispiel des Falls "Eva Hermann" gekommen.

    Beiden Fällen ist aus meiner Sicht gemein, dass in der Öffentlichkeit Dinge durch Weglassen oder vereinfachte Darstellung verzerrt dargestellt werden und anschließend Aussagen bzw. Verhalten von Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, allgemein verurteilt werden. Die Fälle unterscheiden sich dadurch, dass Eva Hermann den Weg in die Öffentlichkeit (über eine Provokation??) selbst gesucht hat. Aus meiner Sicht (ihre Bücher habe ich nicht gelesen) hat sie Thesen geäußert, die ich zwar nicht teile, die aber noch über die Meinungsfreiheit abgedeckt sind - werden sie so oder so ähnlich doch auch in Kreisen der CSU vertreten. Allerdings hat sie sich so unbeholfen und für eine Journalistin bzw. Autorin in ihren mündlichen Aussagen so ungeschickt ausgedrückt hat, dass gar nicht mehr deutlich wurde, was sie sagen wollte. Ihre Aussagen waren unverständlich und daher unprofessioniell. Ich muss sagen, dass ich weder das Verhalten von Eva Hermnn noch das ihrer sich im Besitz der absoluten Wahrheit wähnenden Kritiker, die sie nun für etwas kritisieren, was sie weder gesagt hat noch sagen wollte, besonders sympathisch finde. Die Macher der Kerner-Show haben hier auch kein redaktionelles Meisterstück abgeliefert.

    Der Fall Dejagah ist aus meiner Sicht etwas anders gelagert. Der Spieler hat die Öffentlichkeit nicht selber gesucht. Er ist Fußballer und kein Publizist. Er selbst hat bei dieser Entscheidung die Öffentlichkeit nicht gesucht. Die Länderspielabsage war auch zunächst ohne weitere Details bekannt gegeben worden. Bereits das führte zu erheblicher Kritik, ohne dass die Kritiker mal nach den Hintergründen gefragt haben. Nach meinem Eindruck wurde jemand zum Antisemiten gestempelt, der einfach nur Angst um seine Familie hatte. Die Angst und Sorge um die Familie und die Entscheidung kann dem Spieler aber keiner der selbstgerechten Schreihälse abnehmen. Unterstützung der Öffentlichkeit hin oder her. Die individuelle Entscheidung des Spielers ist m.E. zu respektieren. Ohne die genauen Hintergründe zu kennen (und den Medieninformationen gegenüber bin ich - hinsichtlich ihrer Vollständigkeit - überaus skeptisch) möchte ich den Fall jedenfalls nicht beurteilen. Man soll nicht alles glauben, was in der Zeitung steht - und sei sie auch noch so seriös.

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    Original von Tommy
    Ja nur wie wollen sie den für den Wahlkampf nutzen? Ist doch nen historischer Film und die Handlubng hat mit "jetzt" doch nix zu tun...

    Schon mal was von Geschichtspolitik gehört?
    Außerdem begründet PiS doch seine politischen Ziele und Vorstellungen mit geschichtlichen Erfahrungen. Auch wenn Wajda das vielleicht nicht wollte: der Film zum jetzigen Zeitpunkt ist Wasser auf die Mühlen bestimmter Leute. Das hat aber nichts damit zu tun, dass sich polnische Soldaten diesen Film ansehen.

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    Original von Kasia
    Ich habe zwar keine Ahnung von der Politik aber ich finde es ist doch wohl 1000%besser wenn Polen in der EU ist als das die Türkei in die EU kommt dann wander ich aber aus denn gibt es kein Deutschland mehr denn Gibt es hier Istanbul.

    Lg kasia

    Das eine schließt ja aber das andere nicht aus.

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    Original von Sapere Aude
    Manch einer glaubt vielleicht,daß die deutsche Wirtschaft die Osterweiterung nur aus rein altruistischen motiven so massiv forcierte und das ganze ein Gnadeakt war,in der Wirklichkeit profitiert die deutsche Wirtschaft davon am meisten und Polen musste einen schmerzhaften jahrelangen Anpassungsprozess durchmachen,der Massenarbeitslosikeit,Verarmung und Ausverkauf der Industrie zur Folge hatte.


    Klingt ja fast so, als wenn Polen "von der deutschen Wirtschaft" zur EU-Mitgliedschaft gezwungen worden wäre? Wenn ich das richtig sehe, hat das letzte Wort über die EU-Ausdehnung immer noch die Politik.
    Und wenn ich mich richtig erinnere, sind die polnischen Regierungen spätestens seit 1991 aus demokratischen Wahlen hervorgegangen. Der schmerzhafte, jahrelange Anpassungsprozess war selbst so gewählt worden - zum Glück.

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    Original von Sapere Aude
    Mit der jetzigen Regierung ist Schluß damit,die Brüsseler Bürokraten müssen endlich zu Kentnnis nehemn, daß die gegenwärtige polnische Regierung nicht immer ja sagt.


    Die anderen europäischen Regierung, mit denen zusammen die grundlegenden politischen Entscheidungen getroffen werden, haben mit den "Brüsseler Bürokraten" nicht mehr oder weniger zu tun als die polnische Regierung selbst.
    Die Diskussion hier zeigt mir sehr deutlich, dass die PiS-Position sehr vergangenheitsfixiert ist. Auch wenn ich mich wiederhole: Natürlich darf Polen wie jedes andere Land auch Nein sagen. Aber es kommt sehr auf die Art und Weise und das Auftreten dabei an. Der Ruf als ständiger mit dem Veto drohender Blockierer, den sich das Land zzt. mühevoll erwirbt, wird für die Zukunft nicht hilfreich sein. Für Polen ist die Isolation nichts Neues. Bislang wurde das Land aber immer von anderen isoliert. Dieses Mal ist es anders. Wenn die Verantwortlichen vor historischem Selbstmitleid zerfließen möchten - bitte sehr. Ob es dabei hilft, künftig seine vitalen Interessen in der EU durchzusetzen, bezweifel ich allerdings.
    Und der polnische Wähler wird möglicherweise in einem schmerzhaften jahrelangen Anpassungsprozess lernen, dass die gegenwärtige Außen- bzw. EU-Politik ins Nichts führt.
    Die Zukunft wird es zeigen.

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    Original von Falk
    :okok
    gluecklicherweise ist die einstellung der menschen in polen etwas entspannter. hoffentlich macht sich das auch im wahlergebnis bemerkbar...

    Da bin ich leider zzt. nicht so sicher und ich glaube, dass sich da noch so mancher Polen-Fan in Deutschland am 22. Oktober die Augen reiben wird.

    Gerade unter den Anhängern der liberalen Opposition ist die Wahlmüdigkeit extrem hoch, sodass wieder mit einer niedrigen Wahlbeteiligung gerechnet werden muss. Es gibt einige Umfragen, die die Kaczynski-Partei PiS z.T. deutlich vorne sehen. Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass es sogar mit der Bauernpartei PSL (wenn diese denn in den Sejm einzieht) zu einer Regierungsmehrheit reicht. Aber das ist Spekulation.

    Polen sind gegenüber der eignenen Regierung und dem eigenen Staat eher misstrauisch eingestellt. Früher waren die Regierungen - wenn es denn welche gab - oft nur Vertreter von Besatzungsmächten. Daher definiert sich die polnische Identität eher über Kultur, Religion, Sprache oder andere "weiche Faktoren". Daher rührt auch die Trennung zwischen "my" und "oni", also "wir" (die Regierten) und "sie" (die Regierenden), die im Bewusstsein vieler Polen immer noch gültig ist. Ob so etwas noch zeitgemäß ist, möchte ich bezweifeln. Aber jedes Volk hat die Regierung, die es verdient (nur hat Europa auch solche polnischen Regierungen verdient?).

    Des Weiteren ist nach der kommunistischen Zeit der Begriff der Partei völlig diskreditiert. Es gibt heute (abgesehen von der PSL) keine politische Gruppierung, die sich "Partei" nennt, stattdessen heißen die alle Bewegung, Plattform, Liga, oder sonstwie. In Polen zählen Persönlichkeiten und nicht Parteizugehörigkeiten, weshalb dem Land wahrscheinlich ein Mehrheitswahlrecht besser zu Gesicht stünde als das Verhältniswahlrecht.

    Des Weiteren ist die politische Parteienlandschaft in Polen noch nicht vollständig ausgeprägt. In der polnischen Innenpolitik wird die Auseinandersetzung nicht mit dem Ziel und in dem Bewusstsein geführt, dass am Ende ein Kompromiss stehen muss, sondern es geht darum möglichst deutlich seine Meinung nach außen zu tragen und notfalls auf Kosten anderer zu gewinnen. Das macht im Übrigen auch die Regierungsbildungen immer so schwierig. Zunächst kämpft man sehr verbissen mit Parteien, die einem inhaltlich nahestehen, um dieselben Wählerschichten. Da fällt es dann anschließend schwer zu einem gemeinsamen Regierungsprogramm zu kommen, weil die persönlichen Verletzungen zu groß sind.

    Das Problem besteht nun darin, dass die derzeitigen Verantwortlichen dieses Politikmodell auf Europa übertragen. Man glaubt, dass nur der in Europa angesehen ist, der möglichst viele seiner Interessen durchsetzt. Dabei ist es genau umgekehrt: nur wer geachtet und respektiert ist bei den anderen EU-Ländern, kann seine Hauptziele in der EU verwirklichen. Das Unverständnis hierfür ist m.E. der Hauptfehler in der Außenpolitik der Kaczynskis. Daher kommt es zu dieser dilletantischen Politik gegenüber Deutschland und der EU.

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    Original von Sapere Aude
    Das gilt aber für beide Seiten.Vom reflektieren der Auswirkungen auf die andere Seite sieht man in Deutschland,den Eindruck habe ich,fast gar nichts.Ich weiß nicht,wie das in Polen aussieht.

    Was Deutschland betrifft, gibt es wirklich einige Punkte, deren Wirkungen auf die polnischen Medien und auch Teile der polnischen Bevölkerung unterschätzt worden ist (Preußische Treuhand, Gasleistung, Kulturgüter, etc.). Aber hier beklagen wir vergossene Milch. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass die Menschen der jungen und mittleren Generation in Polen wegen der deutschen Regierungspolitik nichts mehr von Deutschland wissen wollen.

    Polen macht zzt. aber die Fehler, die erst noch dazu führen werden, dass sich die mittlerweile gleichgültige Haltung des Durchschnittsdeutschen in einige Jahren wieder ins Negative drehen wird. Schade.

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    Original von Turbot
    Glückwunsch Darek zu der Entscheidung die polnische Sprache "ernsthaft" erlernen zu wollen. So wie es aussieht, hast schon das wesentliche sowieso drauf; vermutlich hapert´s nur mi der Aussprache und dem Wortschatz.

    Warnen muß ich allerdings vor der polnischen Grammatik; sie ist deutlich schwieriger als die deutsche, etwas anders aufgebaut und - leider - unumgänglich, wenn man die Sprache wirklich beherrschen will.

    Deine Referentin hat übrigens einen hübschen Namen; auf Deutsch würde sie Elisabeth Morgen heiße ... oder so ähnlich. :oczko

    Ich finde nicht, dass die polnische Grammatik so viel schwieriger ist als die deutsche. Man denke nur an die Artikel und die Satzstellung im Deutschen ...

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    Original von Sapere Aude


    Worin besteht diese Gefahr?

    Ganz einfach:
    Menschen, die Polen bislang noch nicht kennengelernt haben, werden sich nicht mehr so leicht für das Land begeistern lassen (was heute schon schwer genug sein kann). Es kann z.B. auch in Frage gestellt werden, ob die Bezuschussung von Jugendaustausch in einem solchen politischen Klima noch im bisherigen Umfang sinnvoll ist.
    Das wäre der erste Sargnagel für das deutsch-polnische Verhältnis.

    Wir führen hier gerade eine Diskussion, die ich gar nicht führen wollte, sondern vor der ich vielmehr gewarnt habe. Insofern fühle ich mich darin bestätigt, dass von diesem Themenkomplex eine große Gefahr auch im Verhältnis der Menschen zueinander ausgehen kann. Aber jeder einzelne steht natürlich ganz souverän über den Dingen ... :oczko

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    Original von Obywatel GG
    Ist mehr als kleinkariert Polen vorzuhalten gerade Subventionen zu erhalten,
    und ich meine nur die die das tun, damit wir uns da nicht missverstehen.

    Es könnte nur sein, dass wir nach einem Wahlsieg von PiS in ein paar Jahren in Deutschland eine Mehrheit von Kleinkarierten haben, die hierzulande Stimmung gegen Polen macht. Dann spielen sich die Konflikte leider nicht mehr auf Regierungsebene ab.

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    Original von Sapere Aude
    In den letzte Wochen und Monaten,besonders während des letzten Eu-Gipfles haben die Medien in Deutschland immer wieder darauf hingewisen, daß die Polen den Gipfel zum scheitern bringen können ,und im gleichen Atemmzug, Polen ist aber größter( was nicht stimmt) Netto Empfänger.Es wurde zwischen diesen beiden Sachen ein Zusammenhang konstruiert und damit suggeriert,daß Nettoempfänger ihre Interessen nicht verteidigen dürfen

    Ja, und irgendwann glauben die Menschen auch, was sie aus den Medien erfahren, vor allem dann, wenn es kaum andere Stimmen gibt. Die Frage ist nur, wie das verhindert werden kann.

    Ich glaube das Problem besteht nicht darin, dass die polnische Regierung ihre (angeblichen) Interessen verteidigt, sondern wie sie das tut. Abgesehen davon, dass ich der Theorie der grundsätzlichen Interessendivergenz zwischen PL und D nicht zustimme, ist der Ton und die Atmosphäre sehr wichtig. Die aggressiven Töne von PiS (zzt. noch verschäft durch den polnischen Wahlkampf) kommen in Deutschland, aber auch in anderen westlichen Ländern extrem schlecht an. Genau dieser Menchanismus wird zzt. in Polen viel zu wenig wahrgenommen.
    Es wird für Polen einfacher sein, Verständnis für die eigene Situation zu wecken und damit auch künftig die benötigten Subventionen zu bekommen, wenn man sich bei Verhandlungen etwas kooperativer und kompromissbereiter zeigt. Und das bedeutet keinesweg, dass Polen zu allem nur noch Ja und Amen sagen muss. Je größer das Ansehen Polens bei den anderen EU-Mitgliedern ist, desto leichter wird es für das Land sein, seine Interessen durchzusetzen. Die Drohung mit dem Veto stärkt aber nicht Polens Position, sondern schwächt sie - auch wenn die polnischen Regierungsvertreter das Gegenteil behaupten.

    Tommy
    Sapere Aude

    Ihr argumentiert hier gegen etwas, was ich gar nicht behauptet habe.
    Ich habe nur versucht aufzuzeigen, wohin die zzt. rabiaten Töne aus Warschau führen können. Es gibt in Deutschland genügend Leute, die für das Thema "Polen" nicht so sensibilisiert sind wie die meisten Forumsteilnehmer und deshalb weit weniger Verständnis aufbringen. Niemand in Polen soll glauben, dass die dilletantische Außenpolitik der PiS-Regierung langfristig völlig folgenlos bleibt.

    Was mich zzt. extrem stört, ist die Tatsache, dass viele Polen die außenpolititschen Wirkungen ihrer Regierung nahezu völlig ignorieren. Die EU-Mittel fließen, überall hängen die blauen Schildchen mit den gelben Sternen (dort, wo sich die EU an Investitonen beteiligt) - alles in Butter.

    Während meines letzten Polenaufenthaltes haben sich selbst enge Bekannte und Freunde für das Problem kaum sensibilisieren lassen. Wenn jetzt noch einmal PiS gewählt wird, dann besteht m.E. die große Gefahr, dass sich die schlechte Stimmung auch auf die Bevölkerungen durchschlägt. In Deutschland hat man nach der Einheit Ansätze dazu gesehen, nach dem Motto: "Erst sponsern wir die Ossis mit Milliarden und zum Dank wählen sie Rechtsradikale und Ex-Kommunisten". Genau so eine Stimmung kann auch im Europäischen Rahmen auftreten: "Polen als größter Netto-Empfänger profitiert von uns Deutschen (größter Nettozahler) und zum Dank müssen wir uns die härtesten Vorwürfe aus Warschau gefallen lassen."

    Soweit ich kann werde ich in meinem Umfeld alles tun, um so etwas zu verhindern. Ich fürchte nur, dass sich das nicht vermeiden lassen wird, wenn noch mal 4 Jahre PiS auf uns warten sollten. Der polnische Wähler hat es in der Hand.

    Auf das, was in der Werbung gesagt wird, gebe ich ohnehin wenig.
    Bei Saturn ist mir allerdings aufgefallen, dass - z.B. im Ggensatz zu MediaMarkt - die Beratung durch das Verkaufspersonal schlecht ist. Daher kaufe dich dort nur dann ein, wenn ich wirklich schon genau weiß, was ich will und der Preis wirklich am günstigsten ist. Aber wenn ich ohne Beratung kaufen will, gibt es heute ja auch das Internet. Daher ist Saturn aus meiner Sicht mit seiner Strategie nicht auf dem richtigen Weg.