Bei der geotechnischen Untersuchung, so wie ich sie kenne, wird an einer bestimmten Stelle von einem qualifizierten Ingenieur eine Bohrung mit einem Durchmesser von vielleicht 10 cm vorgenommen, die bis in eine bestimmte Tiefe von x m reicht (legt der Architekt fest). Der Ingenieur bohrt sich also durch alle Erdschichten, holt die hoch, schaut sie sich genau an und stellt fachmännisch fest, was man auf welcher Tiefe findet. Mit Hilfe der Feststellung aus mehreren Bohrlöchern wird ein Profil erstellt, aus dem man erkennt, welche Schichten am geplanten Gebäudestandort vorhanden sind.
Falk wird das sicher besser erklären können, aber für die Gründung eines Gebäudes ist die Tragfähigkeit der jeweiligen Schicht, auf der das Fundament liegen wird, besonders wichtig, damit das Fundament nicht absackt, "wegrutscht" oder ähnliches passiert. Sollte die geotechnische Untersuchung Probleme mit der Tragfähigkeit zeigen, kann der Architekt entsprechend korrigieren, z.B. die Fundamente in einer tieferen Schicht platzieren oder das Gebäude, sofern das Grundstück groß genug ist, in einen unproblematischen Bereich verschieben.
Das sind alles Dinge, die man nicht erkennen kann, wenn man auf einem jungfräulichen Grundstück steht, weshalb weder Eigentümer noch irgendeine Behörden über derartige Informationen verfügen dürften.
Eine Ausnahme kann der Grundwasserspiegel bilden. Bei der gegenwärtigen Trockenphase sind z.B. sogar Feuchtwiesen ausgetrocknet, weshalb man die Situation wohl am besten bei Extremständen untersuchen sollte. Wenn der Eigentümer weiß, dass zum Beispiel nach der Schneeschmelze mehrere Wochen lang das Wasser auf der Wiese steht, sollte er dies einem Kaufinteressenten nicht verschweigen. Zur Not kann man sich ja auch in der Nachbarschaft umhören, welche Erfahrungen die mit Grundwasser gemacht haben. Über die Bodenbeschaffenheit werden die aber wenig aussagen können, denn das kann nur ein Fachmann.
Es herrscht in Polen die allgemeine Meinung, dass man sich eine geotechnische Untersuchung sparen kann, wenn es um ein Einfamilienhaus geht und in der Nachbarschaft schon unproblematisch Häuser errichtet worden sind. Ich hingegen würde immer auf Nummer sicher gehen, denn die Probleme werden ansonsten erst nach dem Aushub der Baugrube sichtbar, also zu einem Zeitpunkt, zudem man schon viel Geld in die Bauplanung investiert hat. Man wird dann also zwangsläufig das Projekt weiterfahren, auch wenn es XX000 Zloty mehr kostet als zuerst geplant. Wie gesagt, ein geotechnisches Gutachten für ein zukünftiges Einfamilienhaus kostet nicht mehr als 1000 Zloty!