Beiträge von chelmno.info

    Zum ursprünglichen Thema ein kurzer Hinweis auf einen aktuellen Artikel über Fehlentwicklungen in Polen, die zur Entstehung fauler Kredite führen können:

    Nach Angaben der Tageszeitung Rzeczpospolia bemängelt die staatliche Finanzaufsichtskommission bei 10 von 37 untersuchten Banken die zu laschen Kriterien bei der Erteilung von Hypothekenkrediten. Deshalb wolle man nun die Kreditinstitute dazu anhalten, zum Schutz des polnischen Finanzsystems aber auch zum Schutz von Personen, die sich einen Wohnungskauf auf Pump eigentlich nicht leisten können, die Kreditwürdigkeit von Kunden strenger zu prüfen.

    Die Tageszeitung hat ermittelt, dass gegenwärtig eine vierköpfige Familie bereits ab einem Nettoeinkommen von 3500 Zloty monatlich (also knapp über 1000 Euro) einen Hypothekenkredit über 300000 Zloty mit einer dreißigjährigen Laufzeit erhalten kann. Die monatliche Kreditrate beträgt dabei rund 2000 Zloty, so dass nur 1500 Zloty zur Bestreitung des sonstigen Lebensunterhalts (für vier Personen!) bleiben.

    http://www.rp.pl/artykul/2,1924…go_ryzyka_.html

    Ich füge dem noch eine Information hinzu, die ich immer allen Bekannten mitteile, die bisher nur in einer Wohnung wohnen und bauen wollen: Die laufende Unterhaltung eines Einfamilienhauses (Wasser, Abwasser, Strom, Heizung, Warmwasser, Müllgebühren, Steuern, Versicherungen, geringfügige Reparaturen) in Polen kostet mindestens 1000 Zloty pro Monat.

    Also:
    3500 Zloty Einkünfte
    minus 2000 Zloty Tilgung und Zinsen an die Bank
    minus 1000 Zloty "Nebenkosten"
    -------------------
    bleiben 500 Zloty
    durch 4 Personen
    gleich 125 Zloty pro Nase und Monat für Essen, Kleidung, Verkehrsmittel

    Wie soll das gehen?

    Hallo,

    die Beiträge lesen sich sehr gut und sind wirklich interessant.

    Noch zwei freundlich-technische Hinweise:

    1. Die Einführung ist doppelt gepostet worden, einmal vom admin, einmal von mulder.

    2. Im heutigen Eintrag "Christianisierung ..." steht an einer Stelle was über Falks Kleinschreibung hier im Forum, was Leser, die dieses Forum nicht kenne und über andere Wege auf den Artikel stoßen, nicht verstehen werden. Das sollte meiner Meinung nach entfernt werden.

    Ansonsten wünsche ich viel Spaß bei der Arbeit am Blog und freue mich auf weitere Beiträge.

    Schöne Grüße

    Andreas

    Sorry, da ist mir gestern ein kleiner Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, auf den ich der Vollständigkeit halber aufmerksam machen möchte:

    Die Verkaufsfläche (wörtlich Handelsfläche) heißt im Polnischen im Nominativ in der Einzahl (Singular) powierzchnia handlowa und in der Mehrzahl (Plural) powierzchnie handlowe.

    Ein präziser polnischer Fachbegriff ist mir nicht bekannt, würde aber

    powierzchnia ekspozycji promocyjnych

    vorschlagen.

    Eine Verkaufsfläche im Einzelhandel bezeichnet man als powierzchnia handlowe oder auch powierzchnia sprzedaży.

    Ekspozycja promocyjna bezeichnet eine Darbietung von Sonderangeboten bzw. Waren, die besonders herausgestellt werden sollen.

    Ein Mix beider Begriffe ergibt meinen Vorschlag.

    Ist es nicht so, dass der für den "Verkauf" eines Hypokredits (sprich für den Abschluss eines Kreditvertrags) zuständige Bankangestellte direkt oder indirekt von jedem "Verkauf" profitiert, nämlich dadurch, dass er entweder pro Kreditvertrag eine Provision bekommt oder eine Prämie erhält, wenn seine Abteilung das von den Vorgesetzten gesetzte Target erfüllt?

    Derartige erfolgsabhängige Vergütungen, wie man das dann so schön nennt, sind zumindest in Polen nicht unüblich. Für den direkt mit dem Kreditnehmer sprechenden Bankangestellten ist es eigentlich nur wichtig, seiner eigenen Bank die Kreditwürdigkeit des Kunden glaubhaft zu machen (das OK für die Krediterteilung erteilt meistens eine Abteilung der Bankzentrale auf der Grundlage einer Vielzahl eingereichter Unterlagen, während die "Arbeit am Kunden" vom in einer Filiale beschäftigten Bankanstellten geleistet wird), damit er seinen Bonus bekommt.

    Es kommt hier also zu einer Verschiebung der Interessenslage. Bankangestellter in der Filiale (am Verkauf interessiert, weil Provision/Prämie) und Kreditnehmer wirken zusammen, um die Bankzentrale zur Kreditvergabe zu bewegen. Der Bankangestellte handelt weniger im Interesse der Bank, sondern im eigenen. Dabei hat der Bankanstellte, was z.B. die Bewertung des sog. Eigenanteils des Kreditnehmers im Form eines bereits vorhandenen Baugrundstücks betrifft, durchaus Möglichkeiten, die Kreditwürdigkeit gegenüber der Zentrale besser oder schlechter darzustellen. Dabei hofft er ggf. darauf, dass eventuelle Probleme des Kreditnehmers erst dann auftauchen, wenn schon ein paar Jährchen ins Land gegangen sind, also lange nachdem er von Provision/Prämie profitiert hat und er vielleicht schon ganz woanders arbeitet.

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    und der ehemann steht gelangweilt daneben--- ohne anstalten zu machen, evtl eine tasche selbst zu tragen

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    Nun, es gibt viele Ehemänner, die bleiben gleich zu Hause oder im Auto auf dem Parkplatz sitzen.

    Dazu noch eine Story:

    Es gibt hier Leute, die ziehen mich auf, weil ich mit einem Einkaufskorb (aus Weidenruten, vor vielen Jahren erstanden) Einkaufen gehe. Ich bin zwar kein Grüner, aber die vielen Plastiktüten, die (noch immer) in den Geschäften verteilt werden, widersprechen einerseits meinem Umweltbewusstsein, anderseits ist so ein Korb viel praktischer als irgendwelche Beutel und Tüten.

    Aber das wird von vielen Herren der Schöpfung irgendwie als weibisch, unschicklich oder sonstwie gegen ungeschriebene Sitten verstoßend angesehen, wenn man als Mann solch einen Korb auch nur anfasst :ROTFL

    Hallo Olaf,

    was sicherlich stimmt ist, dass in Polen die Zivilcourage bei weiten Bevölkerungskreisen schwach ausgeprägt ist. Man erkennt zwar und spricht im eigenen Kreis (ja, vor allem innerhalb von Familie und Freunden) über Probleme, meckert über Missstände, traut sich aber nicht, bei den Stellen vorstellig zu werden, die wirklich etwas tun könnten, um Abhilfe zu schaffen oder sogar selber die Initiative zu ergreifen.

    Bei vielen Menschen ist die Angst groß, selbst sie ganz persönlich betreffende Anliegen vorzubringen, weil sie irgendwo anecken könnten ("Po co się narażać?" hört man dann immer:-). Gerade bei denjenigen, die vor der Wende groß geworden sind, findet man eine solche Einstellung leider häufig. Ich meine aber, dass die jüngere Generation schon offener ist und ihr Blick nicht unbedingt am eigenen Gartenzaun endet.

    In Polen soll man einige Zeit lang sogar Hypothekenkredite mit Laufzeiten von 50 (in Worten: fünfzig) Jahren erhalten habe. Kreditsumme sogar bis 110% des Immobilienwerts!

    Noch bis letztes Jahr habe ich regelmäßig einschlägige Diskussionen in Bauherren-Internetforen über Erfahrungen von bauenden/kaufenden Familien mit der Aufnahme von Hypothekenkrediten verfolgt. Es ist seltsam, wie viele so eine Geschichte - meiner Meinung nach - falsch anpacken. Die erkundigen sich nämlich erst, was sie für eine Kreditfähigkeit haben, und planen dann entsprechend ihre Ausgaben. Konkret heißt das, dass viele (nicht alle) dazu neigen, ihren Kreditrahmen voll auszuschöpfen. Wenn sie beispielsweise 800000 Zloty bekommen können, nehmen sie das Geld und verbauen das in einem 250 qm großen Haus, obwohl vielleicht bei vernünftiger Betrachtung der Lage auch ein 150 qm großes Haus für 500000 Zloty vollauf für eine Familie mit max. 2 Kindern ausreichen würde.

    Zitat

    Original von olaf
    Um Rat gesucht?
    Wie und wo?
    Jetzt sag nicht, in der Kirche.... :pies
    Ich denke und sehe, dass hier vieles eher traditionell (Rolle der Frau zB) behandelt (uebergangen?) wird.

    Rat sucht man bei Familienangehörigen oder Freunden. Das meinte ich. Ich kenne niemanden, der den Pfarrer als Beratungsstelle nutzen würde :ROTFL

    Auch in Polen sind die Menschen sehr verschieden. Ich wage daher nicht, allgemeingültige Charakterzüge DER Polen festzustellen. Es ist halt meine ganz persönliche Erfahrung, dass Probleme halt nicht verschwiegen und übergangen werden. Das ist alles. :oczko

    Zitat

    Original von olaf
    Ja nicht ueber Probleme SPRECHEN (zobaczymy!), selbst im Familienkreis? Friede, Freude, Eierkuchen ?

    Diese Erfahrung habe ich nicht gemacht. Vielleicht habe ich aber auch nur eine besonders problembelastete Familie und Bekanntenkreis :mysli, aber selbst über sehr persönliche Probleme wird in der Regel recht offen gesprochen und um Rat gesucht. Ich sehe da keine gewaltigen Unterschiede zwischen Deutschen und Polen.

    Kinokarten sind mit rund 15 Zloty pro Nase (in Großstädten etwas mehr, in Provinzstädten etwas weniger) verhältnismäßig teuer. Viele wollen/können sich deshalb einen häufigeren Kinobesuch nicht leisten.

    Außerdem habe ich schon von mehreren Leuten gehört, dass sie nicht gerne ins Kino gehen, weil sie das Lesen der Untertitel zu stressig finden. Ausländische Filme (also auch Hollywood) werden in Polen in der Regel im Original mit Untertiteln gezeigt (was ich persönlich prima finde). Ausnahmen sind Kinderfilme, bei denen für ein - wie in Deutschland bei allen Filmen in der Regel üblich - Dubbing gesorgt wird.

    Polnische Filme ziehen nach meiner Beobachtung (der Qualität des Filmes nach) unverhältnismäßig mehr Zuschauer an als ausländische Hits (mit Untertiteln).

    Am 17. September 2008 eröffnet das Museum des Culmer Landes im Rathaus auf dem Marktplatz um 13.00 Uhr die Ausstellung Germanisierung polnischer Kinder während der NS-Besatzung, die bis zum 25. Oktober 2008 besichtigt werden kann.

    Nach der Ausstellungseröffnung werden im Rahmen eines Gedenkmarsches Blumen am Grab des unbekannten Soldaten, an der Gedenktafel für die Opfer des Stalinismus und am Katyn-Denkmal niedergelegt und Grablichter aufgestellt.

    Nähere Infos mit weiterführenden Links:

    http://www.chelmno-info.com/ausstellung-ge…nd-der-ns-zeit/

    Die in einem Verein organisierten ehemaligen Regimegegner, die 1982/1983 während der Geltung des Kriegsrechts in Polen in einem Zeltlager an der Weichsel bei Chelmno unter unmenschlichen Bedingungen interniert worden waren, haben gemeinsam mit der Ortsgruppe der Gewerkschaft NSZZ Solidarnosc am vergangenen Samstag im Amphitheater ein gut besuchtes Familienfest für die Einwohner von Stadt und Landkreis veranstaltet.

    Vollständiger Beitrag mit Link zu zahlreichen Fotos von der Veranstaltung:

    http://www.chelmno-info.com/ehemalige-regi…nisierten-fest/

    Ich war mit Familie vorgestern zum ersten Mal in Polen überhaupt auf Pilzjagd in der Tucheler Heide. Zum Glück kennt sich meine Frau etwas aus und wir haben einen Korb voll Maronen gesammelt, die wir schon verzehrt haben:-)

    Was wohl derzeit fehlen soll, ist ein wenig Regen, um fette Beute zu machen. Der Waldboden war ziemlich trocken. Außer uns war nur noch eine andere Familie an dieser Stelle unterwegs, obwohl wir vom ersten Parkplatz gleich hinterm Waldrand gestartet sind, also gar nicht tief hineingefahren sind.

    Herzlichen Dank für alle Eure Antworten. Wie gesagt, waren das erst einmal Gedankenspiele und ich muss schauen, wann meine Tochter so weit ist, ein derartiges Programm mitzumachen. Wie geschrieben, wird das wohl eher in zwei Jahren der Fall sein.

    Ich freue mich zu sehen, dass mein "Deal" zumindest nicht auf Ablehnung stößt. Sogar ein sehr konkretes Angebot hat mich schon erreicht. Danke nochmals dafür:-)
    Ich möchte halt eine faire Gestaltung, damit alle Beteiligten etwas davon haben und auch der Gastlehrer zufrieden wieder nach Hause fährt.
    Was übrigens die Länge eines solchen Programms betrifft, könnte das natürlich auch recht kurz sein. Nicht jeder hat wochenlang Urlaub und natürlich auch meiner Tochter will ich nicht die ganzen Sommerferien mit meinen fixen Ideen versauen:-)

    Ob alt oder jung, ist mir übrigens egal (vielleicht ist älter sogar besser, weil man mit dem Alter geduldiger wird:-), wenn ich auch befürchte, jüngeren könnte es in unserem Provinzstädtchen etwas langweilig werden:-). Wichtig ist vor allem, dass die jeweilige Person auf kleine Kinder eingehen kann.

    Nochmals vielen Dank an Euch alle.

    Andreas

    Zitat

    Original von MaikePL
    Schade, dachte es wäre endlich mal jemand in meinem Alter hier ausfindig zu machen.

    In Warschau gibt es die Willy-Brandt-Schule (http://www.d-s-w.pl/
    ). Ich weiß zwar nicht, ob die Schule in solchen Dingen weiterhilft, aber vielleicht haben sie dort eine Möglichkeit, Dein Anliegen ("Suche Brieffreundschaft" o.ä.) irgendwo im Schulgebäude auszuhängen und so aus Deutschland stammende Schüler darauf aufmerksam zu machen.

    Zitat

    Original von Mulder

    1. Geschichte und der Blick auf die Geschichte hat schon in der Geschichte (leider auch in der Gegenwart) viel zu oft zu einem Krieg der Worte und zu einem Krieg mit Waffen geführt. Die Beiträge hier sollten keinesfalls für nationalistische Kommentare missbraucht werden.

    Kommentare von Leutchen aus der rechten Ecke wirst Du kaum vermeiden können, wenn Du über polnische Geschichte schreibst. Bei mir im Blog versucht alle paar Woche jemand, sein wirres Welt- und Geschichtsbild per Kommentar anderen mitzuteilen. Einschlägige E-Mails bekomme ich auch häufiger. Darunter gibt es auch sehr hartnäckige Leute.

    Ich nehme so etwas gar nicht mehr zur Kenntnis, es sei denn, der Verfasser stützt seine Ansichten tatsächlich auf mehr als eine Quelle. Meistens wird aber nur Müll wiederholt, den sich die Kommentatoren in einschlägigen Publikationen angelesen haben.

    Ich weiß nicht, wie das technisch ablaufen soll, aber falls Dein Blog hier Teil des Forums sein wird, sollten die Administratoren sich darauf vorbereiten, schnell einzugreifen. Falls der Blog extern gehostet wird, solltest Du die Moderation einschalten, d.h. Kommentare müssen immer von Dir freigegeben werden, bevor sie erscheinen. Solch eine Vorgehensweise kann ich Dir zumindest zur empfehlen.

    Schöne Grüße

    Andreas

    Zitat

    Original von MaikePL
    Ich würde ja auch gerne den Kontakt zu Deutschen und der Deutschen Sprache aufrecht halten! Vielleicht könnte ja ein Chat Treffen bzw. Online Freundschaft entstehen???

    Lg Maike

    Hallo,

    leider ist meine Tochter noch etwas zu jung. Sie ist nämlich gerade in die erste Klasse gekommen. Da klappt das mit dem Lesen und Schreiben noch nicht so flüssig:-) Langfristig ist Dein Vorschlag aber natürlich eine gute Idee.