Hallo Heidi,
vielen Dank für Deinen ausführlichen und interessanten Beitrag!
Ja, es ist alles so wie Du es geschildert hast. Als Kind haben mir meine Eltern manchmal sehr leid getan. Sie haben alles verloren und es war unglaublich schwer für sie, die neue Lebenssituation zu meistern. Mein Vater hat für unsere Familie ohne Starkapital ein kleines Eigenheim gebaut, in dem ich mit meinen 5 Geschwistern behütet aufgewachsen bin. Wir Kinder mußten auf viele Dinge verzichten. Aber wir waren trotzdem glücklich, haben im angrenzenden Wald gespielt sind zum Schwimmen für 10 Pfennig ins Freibad gelaufen und zu Fuß auch wieder zurück. Wir hatten keinen Computer, kein Handy und keine elektronischen Spielkonsolen. Schwierig war die volle Anerkennung im neuen Umfeld, das hast Du richtig beschrieben. Unter uns Kindern war das nicht so schwierig wie bei den Erwachsenen, die oft Beleidigungen ertragen mussten.
In Schlesien hätte unsere Familie sicher andere Möglichkeiten gehabt, denn meine Großeltern hatten eine eigene kleine Landwirtschaft. Aber die Geschichte ist geschrieben und wir wollen heute nur in Frieden leben.
Ein Satz meines Großvaters geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Er hat in die Umschlagseite seines Gebetbuches geschrieben, "1. August 1946, endgültiger Abschied aus der Heimat". Wenn ich das heute lese bin ich immer noch sehr betroffen. Mein Großvater ist kurz nach der Vertreibung in Bochum vor Gram gestorben. In seiner Heimat hatte er alles verloren und wahrscheinlich wollte er einfach nicht mehr leben.
Interessant an Deinem Bericht finde ich den Mann, der trotz Demenz Erinnerungen an seine Heimat abrufen konnte. Irgendwo sind bei dieser Krankheit anscheinend Erlebnisse die nicht verloren gehen.
Als ich 2008 in Schlesien war, habe ich im Heimatort meiner Mutter schon einige neue Häuser gesehen. In Jauer habe ich einen polnischen Freund der mir ab und zu neue Bilder sendet und darauf konnte ich sehen, dass die Bautätigkeit noch zugenommen hat . Meine Mutter würde heute wahrscheinlich sagen, das ist nicht mehr mein Dorf. Ich habe sie 1996 noch fragen können, ob sie wieder zurückgehen würde wenn es möglich wäre, aber das wollte sie nicht mehr. Nach 50 Jahren wollte sie in unserem schönen, am Wald gelegenen Haus bleiben. Sie liebte die großen Buchen und ihren kleinen Garten inzwischen mehr als ihre alte Heimat. Mit meinem Vater war sie nur noch einmal , 1979, in der Heimat. Wie Du richtig geschrieben hast, können einige Schlesier nur schwer damit umgehen ihr Dorf und das Haus in dem sie gelebt haben wieder zu sehen. Das von Dir erwähnte Buch werde ich mir auch einmal besorgen.:-)
Ich möchte nächstes Jahr wieder zu einem Besuch nach Schlesien, denn ich habe dort inzwischen gute Freunde gefunden.
Ich wünsche Dir eine schöne neue Woche und bleib bei dem durchwachsenen Wetter gesund!
Herzliche Grüße, Bernd