Aber wieso kommen Investitionen von Ausländern den polnischen Bürgern nicht zu Gute? Mal angenommen ein ausländischer Investor baut läßt in Polen ein Einkaufszentrum bauen...dann profitieren davon auch polnische Baufirmen und HAndwerker vor Ort, und wenn das Einkaufszentrum steht dann gibt es dort Jobs in den Geschäften und für die Bevölkerung entstehen Einkaufsmöglichkeiten.
Ganz einfach:
1. Die meisten Baufirmen, zumindest die größeren, sind auch in deutscher oder österreichischer Hand.
2. Beschränken wir uns auf die Lebensmittel. Natürlich ist es aus kapitalistischer Sicht immer besser, wenn die Leute mehr essen, als gut für sie ist. Sieht man ja am besten an den USA. Lassen wir diesen Punkt aber mal unbeachtet und gehen einfach davon aus, dass die Leute nicht mehr essen. Dann haben sie ihre Einkäufe vorher im Laden um die Ecke gemacht, der einer Familie gehört. Da gibt es Jobs. Aufgrund der niedrigeren Preise von Tesco, Lidl, Aldi etc. gehen diese Läden nun pleite. Übrig bleiben die Jobs in den Discountern, die in Polen fast ausschließlich Müllverträge sind. Die Frau an der Kasse verdient jetzt 4-5 PLN die Stunde, im Laden hat sie mehr bekommen.
3. Die Einkaufsmöglichkeiten waren auch schon vorher da.
4. Der Gewinn des Ladens um die Ecke ist vor Ort geblieben, die Gewinne der Discounter fließen ab nach Deutschland.
5. Der Laden hat ordentlich Steuern gezahlt, während die ausländischen Discounter steuerbefreit sind.
6. Der Laden hat seine Angestellten ordentlich beschäftigt, die Discounter machen das über Leiharbeit und Müllverträge.
7. Weitere Frage: Zeitungen gab es auch vorher in Polen. Warum müssen 75 % der polnischen Medien in deutscher Hand sein?
Es mag ja in manchen Fällen auch wirklich so sein, aber doch nicht flächendeckend und pauschal. Und mal die Gegenfrage: WER hätte denn nach dem Ende des Kommunismus beim Neuaufbau helfen sollen, wenn nicht auch ausländische Investoren?
Es gab auch mal Zeiten, lange ist es her, als Deutschland wirtschaftlich am Boden lag und gegenüber England weit zurücklag. Das war zu Beginn des Industriezeitalters. Damals hat man sich so geholfen, dass Deutschland keinen Freihandel zugelassen hat, sondern eine protektionistische Politik verfolgt hat, bis es zu England aufgeholt hatte. Diese Möglichkeit wurden den ganzen mitteleuropäischen Ländern genommen. Sie haben keine Chance und sie werden sie niemals haben. Selbst die besten Innovationen, der größte Fleiß und die besten Ideen werden da nicht helfen. Das System benachteiligt Polen wie auch andere Länder, Griechenland ist ein weiteres. Und von dieser Situation profitieren die reichen Länder wie Deutschland, Benelux oder Dänemark.
Polen wird dann noch mit aggressiver und unsolidarischer Energiepolitik wie aktuell bei Nord Stream II sichtbar jede Möglichkeit genommen, sich aus eigener Kraft zu modernisieren. Ist eben alles so. Muss man halt akzeptieren. Nur wenn dann der verlogene und heuchlerische Vorwurf mangelnder Solidarität erhoben wird, sollte man mal darauf hinweisen.
Aber das europäische Wirtschaftssystem ist so krank und asozial (Kleiner Denkanstoß: Bankenkrise), dass es irgendwann in nicht zu ferner Zukunft sowieso zu einem großen Knall kommen wird. An dem wird dann auch Deutschland zu knabbern haben. Ich hoffe es nicht, aber ich gehe davon aus, dass wir in 10-20 Jahren wieder einen Krieg in ganz Europa haben werden. Zu verhindern ist der nur, wenn das Wirtschaftssystem grundlegend geändert wird.