Ich möchte einmal meinen Standpunkt zur Meinungsfreiheit deutlich machen:
Jeder hat das Recht auf freie Meinungsäußerung. Das finde ich gut, und es lassen sich unendlich viele Punkte daraus ableiten. Die Grenzen beginnen immer da, wo sich diese Freiheit auf die ebenfalls hochgehaltenen Rechte einer Persönlichkeit nachteilig auswirken.
Unsere moderne Medienkultur, und ich zähle dieses Internetforum dazu, trägt dazu bei, dass wir unendlich viel Wissen speichern und archvieren können oder auch aktiv an unsere Umgebung weiterleiten und uns somit austauschen können. Kommunikationswissenschaftler sprechen hier von einer sich dynamisch verbreitenden Wissensbeteiligung, manche andere sprechen von einer Bildungsrevolution. Wissen wird zwar heute als eine notwendige Grundlage zur Meinungsbildung gesehen, aber theoretisch kann sich auch jeder ohne Wissen eine Meinung bilden. Und jetzt komme ich zum Punkt:
Was mir auffällt, ist, dass in diesem Forum hier und in anderen Foren aber auch in Zeitungen und Medien eine regelrechte Belegwut herrscht, die sich in Internetforen durch beigefügte You-Tube-Videos oder Wikipedia-Verweise zeigen und Diskussionen mitunter leider schon ersetzen. Sie werden quasi als Beleg eines wissenschaftlichen Arbeitens, einer durchdachten Meinung im eigentlichen Sinne oder als bildungsqualifizierendes Statuskennzeichen eines profunden Hintergrundwissens des Beiträgers selbst eingesetzt. Ich meine, wir werden heute mit diesen Belegpfeilen überfrachtet. Es ist zuviel. Natürlich dienen diese Belege einer Meinungsäußerung und stehen unter dem Schutz der Meinungsfreiheit. Aber welche Meinung steckt eigentlich dahinter, wenn ich Wikipedia-Pfeile im Internet beifüge? Ist das eine Meinung? So wichtig Quellenangaben sind, aber sie alleine machen noch keinen Standpunkt aus. Und auch die Menschen, die entlang eines Beitrages oder Artikels Kritik äußern und eine andere Meinung hinterfragen, haben selbst noch keine Meinung. Diese Menschen berufen sich aber auf eine Meinungsfreiheit, obgleich sie eigentlich keine Meinung haben. Das alles ist aber noch nicht schlimm.
Schlimm wird es, wenn diese Meinungsfreiheit selbst zu diffusen Bildern führt, dass heißt, wenn die Meinungsfreiheit in eine Meinungsbeliebigkeit übergeht und man mit Verweis auf die Meinungsfreiheit alles und nichts zugleich sagen kann. In diesem schleichenden Prozess lassen sich mit Verweis auf die Meinungsfreiheit wieder fragwürdige Inhalte packen, die das Glück genießen, aufgrund der Größe des beigefügten Imformationspakets nicht mehr für sich hinterfragt zu werden. Ist das Meinungsfreiheit? Warum haben wir immer noch nicht den Mut, selbst auch einmal Dinge durchzudenken statt immer massenhaft Quellenpfade beizufügen? Und verstecken wir uns nicht einfach hinter diesen Belegen? Dies war mein Wort am Sonntag!