Die letzten Tage des PKW Trabant

Das war schon ein Wunderwerk deutscher Technik. Beim 601 mit seinen gigantischen 26PS ist mir kein einziger Fall bekannt geworden das die elektrischen Fensterheber, die Kraftstoffpumpe, die Servolenkung, das ABS oder EPS usw versagt haben. Nicht ein einziger Kühlerschaden, keinerlei Elektronikprobleme konnte man jemals erleben.
Denn das gute Stück hatte dies alles nicht. Von Sommer auf Winterbetrieb umzustellen genügte es den Luftfilter zu verdrehen und die Ansauglauft kam direkt vom Krümmer. Wenn es arg kalt wurde einen Pappkarton vor die Luftschlitze und mit einem guten Wintermantel waren auch sibirische Temperaturen zu ertragen.
Mit 60km/h in die vereiste Kurve -auch dies eine der leichtesten Übungen für den Asfaltpickel aus Zwickau. Da konnte man noch in der Kurve Gas geben wenn es brenzlig wurde. Enorme Bodenfreiheit erlaubte Geländetauglichkeit.
Zündkerzengewinde defekt? Kein Problem ,etwas Kupferdraht und nach 10min war das Problem gelöst.
Auch auf der Autobahn gab es nie Probleme. Bei den Strassenverhältnissen und einer Höchstgeschwindigkeit von offiziell 105km/h mit angelegten Ohren hat keiner die zugelassenen 100km/h wesentlich überschritten.
Mein erster Trabbi war 13 Jahre alt und kostete 8500 DDR-Mark. Das war ein Schnäppchen. Auf dem Kfz-Brief war noch der Neupreis angegeben. 7800M . Nach 2Jahren habe ich den noch für 8000M verkauft und bin damit fast 70000km gefahren.

Ganz so weit gehen meine Wünsche nicht an die guten alten Zeiten. Ich fahre inzwischen seit 15Jahren den Wagen mit dem Stern und bin damit eigentlich auch ganz zufrieden. Trotz Schnickschnack.
Aber Trabant war immer noch besser als ohne Auto.
Die Tankanzeige war eine technische Meisterleistung. Haube auf und dann gab es einen Plastikmeßstab mit cm Einteilung ,in den Tank und schon konnte man die Reichweite einschätzen.
Dann kam das Mäusekino als weitere Neuheit auf den Markt. 4 grüne Dioden, 4 gelbe Dioden und 4 rote Dioden. Beim Gasgeben haben die dann aufgeleuchtet. Das war dann die Kraftstoffverbrauchsanzeige. Viel Gas viel rot.
Der Aufpreis für diese Luxusversion 380 Ostmark. Hat aber etwas Farbe ins Cockpit gebracht.

Ein Autoradio gab es nicht in der "de lux"Version. Dies konnte man dann kaufen ( Kostenpunkt ca.1200 DDDR-Mark) , obwohl dies nicht so erlaubt war - Ablenkung des Fahrers.
Die Wartezeit auf den Trabi betrug 14Jahre :szok.

In Berlin waren es 11 Jahre für die Limousine und und 13 für den Kombi. Außerhalb waren die Wartezeiten etwas länger. Deswegen wurde jeder der 18Jahre erreicht hatte angemeldet. Beim Lada waren es 18Jahre Wartezeit. Ich hätte meinen schon 2002 bekommen, habe aber dieses Angebot dann dch nicht mehr genutzt.

Das ein Autoradio verboten war ist mir nicht zu Ohren gekommen. Ich hatte ein Sony für 1600 Ostmark aus dem An-und Verkauf.

RFT-Radios gab es schon für 350 DDR-Mark. Da gab es sogar dann bis zu 4 Sender. Manchmal sogar gleichzeitig.

Eine Fahrt nach Zakopane betrug ca.10 - 12h :szok, wenn man dann ausstieg , konnte man sich gar nicht richtig aufrichten. Mein Vater meinte: "2Tage lief man krumm durch die Gegend"
Ich hatte Probleme mit der Gangschaltung

Als wir das erste mal (stolz) mit dem Trabbi in Zakopane waren, staunte ein Verwandter (aus dem arabischen Raum) nicht schlecht. Er tastete die Sitze ab und fragte "wie kann man nur so etwas bauen?"