Wir lieben es süss und salzig und eine bittere Pille schlucken möchte niemand. Aber Bitterstoffe stehen völlig zu Unrecht im Abseits, bringen sie doch unsere Verdauung in Schwung, helfen bei der Entgiftung des Körpers und mobilisieren die Abwehrkräfte.
Sauer macht lustig heißt es, und bitter macht schlank.
Untersuchungen belegen, dass wir weniger Gewichtsprobleme hätten, würden wir mehr Bitterstoffe zu uns nehmen. In einer Studie mit 520 übergewichtigen Frauen und Männern verloren diese dank eines bitterstoffreichen Wildkräuterkonzentrates im Durchschnitt 4,1 Kilo Körpergewicht.
Bei Bitterem vergeht uns der Appetit, wir essen daher weniger. Bitter bedeutet Alarm auf unserer Zunge: Stopp, nicht weiter essen! Wir empfinden Widerwillen, der Wunsch, weiterzuessen lässt nach. Und - Bitterstoffe, insbesondere nach einer Mahlzeit eingenommen, hemmen auch die Lust auf Süsses.
Als pflanzlicher "Aperitif" genossen, erhöht Bitteres allerdings den Appetit - bereits beim ersten Kontakt steigt der Speichelfluss, Magen und Galle laufen auf Hochtouren. Selbst Fett, das wir aufnehmen, wird umgehend verbrannt und nicht als "Hüftgold" abgelegt. Auch Cholesterinwerte lassen sich mit den herben Aromen auf natürlichem Wege beeinflussen. (Auf die Einnahme von Statinen könnte also verzichtet werden, zumal diese ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen bedeuten und nach neuesten Untersuchungen auch die Wahrscheinlichkeit für Speiseröhrenkrebs erhöhen.)
Und Krebserkrankungen kann durch die Aufnahme von Bitterstoffen Paroli geboten werden.
Doch leider tun Züchter und Nahrungsmittelhersteller ihr Möglichstes, Lebensmittel zu "entbittern". Fenchel, z.B., hat heute eine süß-buttrige Geschmacksnote und nur noch mit etwas Glück die eigentlich für Fenchel typisch leichte Bitternote. Und Weintrauben mit Kernen gibt es praktisch überhaupt nicht mehr zu kaufen.
Süss und salzig sind die beiden Geschmacksrichtungen, die heute in den Küchen Westeuropas dominieren. Allerdings eine fatale Entwicklung, da Zucker und Salz im Übermaß genossen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsbeschwerden und sogar die Entstehung von Krebs begünstigen können.
Süss macht abhängig, die "süsse Hemmschwelle" steigt immer weiter nach oben, unser Verlangen nach Süssem wird also immer größer. Lebensmittel wie Fertiggerichte, Tütensuppen u. ä. werden daher immer stärker gesüsst. Ein Garant für Gewinne der Zuckerindustrie, die bereits angekündigt hat, ihre Zuckerproduktion noch weiter zu steigern.
Aber - nicht umsonst sagt der Volksmund: "Was bitter im Mund, ist dem Magen gesund!" Allerdings müssen wir wieder lernen, die feinen Unterschiede zu schmecken - im Chinakohl und Endiviensalat, in Artischocke, Mariendistel oder Schwarzwurzel. Einen Chicoree-Salat sollte man demnach nicht mit einem süßen Sahnedressing "verfeinern", sondern besser eine herbe Vinaigrette dazu servieren. Und in einen Löwenzahntee gehört kein Honig.
Reich an Bitterstoffen sind auch Kräuter und Gewürze: Salbei, Wermut, Enzian und ganz besonders Kurkuma.
Bitterkeit hat viele Quellen und dient auf jeden Fall der Gesundheit.
(Ich selbst knabbere täglich 30 bis 40 bittere Aprikosenkerne.)