Hallo zusammen!
ich hab mich mal nach einem Forum umgeschaut, wo Deutsche gleichemaßen aktiv sind wie Polen. So bin ich hier gelandet auf der Suche nach Rat bzw. würde ich gerne andere Meinungen hören:
Ich lebe zusammen mit meiner Freundin und ihren zwei Kindern. Vor zwei Jahren ist sie aus Polen zu mir gezogen. Sie spricht fließend deutsch, die Kinder ebenfalls. Bei den Kindern hört man nicht mal einen Akzent. Auf der anderen Seite sprechen sie natürlich genauso gut polnisch, das ist mein Problem, weil ich spreche die Sprache nicht. Ich hatte zwar damals damit angefangen und einen VHS Kurs belegt, meine Freundin sagte mir, brauchst Du nicht, wir sprechen alle deutsch. So ist es dann bei czesc und dzienkuje geblieben.
Gleich zu Anfang mußte ich dann feststellen, daß die Jungs nicht alle (gerne) deutsch sprechen, sondern untereinander und mit ihrer Mutter hauptsächlich polnisch sprechen. Die ersten Monate war es sogar ziemlich rücksichtslos, selbst wenn ich direkt daneben saß, wurde polnisch geredet und erst nach Aufforderung deutsch. Wie gesagt, sie sprechen perfekt deutsch, haben keinerlei Schwierigkeiten sich auszudrücken, mit ihren Freunden sprechen sie konseqent deutsch. Ok, ich war den Kindern zunächst ja ein Fremder, sie kamen direkt aus einer Scheidung, aber es hat sich mittlerweile sehr gut entwickelt, ich glaube ich kann sagen, sie akzeptieren und mögen mich auch heute. Trotzdem ist es bis heute so, daß sofort auf polnisch gewechselt wird, sobald ich einen Raum verlasse oder man mich nicht in Hörweite vermutet. Ich habe meiner Freundin mehrfach gesagt, daß wir da eine klare Linie verfolgen müssen, daß sich die Kinder das mischmasch abgewöhnen. Sie wollen in Deutschland leben, hier Abitur machen, ein Studium oder eine Ausbildung. Schon das allein sollte ausreichen, um sich mit der Sprache anzufreunden, meine ich jedenfalls. Obendrauf kommt in ihrem Fall noch, daß sie mit einem Deutschen unter einem Dach leben, der ihre Sprache nicht versteht. Ich weiß nicht wie sie sich das vorstellt, ich komme mir jedesmal ausgegrenzt vor, als ob ich nicht dazugehören soll. Keine Ahnung, vielleicht denken sie nicht nach darüber oder können sich nicht in meine Lage versetzen, aber ich habe zumindest meiner Freundin mehr als einmal versucht es zu erklären.
Selbst ohne mich einzubeziehen, finde ich es auch nicht richtig, wenn man hier lebt und arbeitet, zu Hause und unter Freunden 100% Muttersprache zu sprechen. Zugegebenermaßen wird sich bei den Kindern (15 und 12 Jahre) Sprache noch entwickeln, die haben genug deutsche Freunde. Aber bei meiner Freundin wird sich nicht mehr viel tun, wenn sie nur in den Lebenslagen gezwungenermaßen deutsch spricht, wo es nicht anders geht. Das hätte ich mir anders gewünscht. Sie hat auch überhaupt keinen Antrieb oder ein bißchen Ehrgeiz, sich zu verbessern. Sie meint, es wäre in ihrem Alter nicht mehr möglich.
Ich kann damit jedenfalls nicht umgehen. Ich kann das auch nicht trennen oder einfach weghören. Das kriege ich nur zeitlich begrenzt hin, wenn wir z.B. die Familie in Polen besuchen. Da sitze ich dann mittendrin, werde mit Essen vollgestopft und verstehe ansonsten nur Bahnhof, weil es niemand für nötig hält Englisch oder Deutsch zu sprechen, obwohl bis auf zwei Ausnahmen alle dies könnten. Aber das ist ein anderes Problem, das kann ich dadurch vermeiden, daß ich eben nicht hinfahre oder mich vorab mental darauf einstelle. Zuhause habe ich es jedoch permanent und das führt immer wieder zu Streß.
Kann jemand von ähnlichen ERfahrungen berichten? Liege ich komplett falsch mit meiner Einstellung? Verbiete ich den dreien, wie mir vorgeworfen wird ihre Muttersprache? Wie seht Ihr das?
Freue mich auf Rückmeldungen.
Gruß
Stefan