Beiträge von Kolberg

    Hallo,
    Ich war Anfang Mai in Kolberg. KEINE Strandgebühr!
    Wahrscheinlich ist es ein Mißverständnis, da ein Teil des Strandes (ostwärts Hotel Baltic) abgesperrt ist, nachdem dort Granaten aus dem 2.WK gefunden wurden. Soll aber zur Hauptsaison bereinigt und wieder geöffnet sein.

    Für die TV-Sendung "Polen und Deutsche in Pommern" in der Reihe "Nachbarn" - vor allem über Kolberg - am 29.Mai (kommenden Sonntag) des BR um 17.30 (also eine halbe Stunde später als ich ursaprünglich geschrieben hatte) sind auch Aufnahmen vom Strand vom Leuchtturn/Lotsenturm aus gemacht worden. Zusehen sind neben Gebäuden usw. auch ein polnischer Kriegsveteran am deutschen Lapidarium, ein Interview mit OB Gromek und mit dem Kolberger Ehrenbürger Lubawinski (Berlin-Pankow) und der Besuch einer polnischen Doktorandin der Uni Augsburg bei ihren Eltern in Labes; außerdem Aufnahmen in Lübchow/Lubiechowo und Schötzow/Skoczow bei Kolberg.
    Zweifellos ein guter Beitrag zur deutsch-polnischen Zusammenarbeit.
    Gruß aus dem Alllgäu

    Die Persante (poln. Perseta) mündet bei Kolberg in die Ostsee. Innerhalb des Stadtgebietes teilt sie sich (vor der Einmündung wieder gemeinsam). Über beide Arme führen im Stadtgebiet drei Brücken. Also kein Problem.
    Derzeit sidn in Kolberg aber große Straßenbauarbeiten, so daß nur noch über zwei Brücken (Stand März 2011) der Durschgangsverkehr fließt. Die Straße ist gesperrt fir am im Bau befindlichen Stadion antlang führt, das den Namen des beim Flugzeugunglücks (gestern vor einem Jahr) bei Smolensk gestorbenen Kolberger Sejm-Abgeordneten (Bürgerplattform) Sebastian Karpiniuk erhalten soll.
    Gruß aus dem Allgäu vom deutschen Kolberger.

    Hallo,
    hört sich wirklich nach Aprilscherz an. War im letzten Monat in Kolberg. Da war alles frei. Bin Ende April erneut in Kolberg (mit einem TV-Team des BR). Werde ich prüfen.
    Schaut Euch mal die Fernseh-Sendung am Sonntag, den 29. Mai 2011, 17.00 Uhr ("Nachbarn") im BR (Bayerischer Rundfunk) an.
    Vielleicht auch interessant: einige Aufnahmen vom ersten gemeinsamen Heimattreffen von deutschen Heimatvertriebenen und den heutige polnischen Bürgern einer Stadt (Kolberg) unter
    http://www.kolberg-koerlin.de/impressionen_bundestreffen.htm :ostr
    Gruß aus Bayern - http://www.kolberg-koerlin.de -

    Lieber Jurek,
    habe inzw. Deine Pommernküste angesehen und muß Dir gratulieren. Bzgl. Segeln bin ich ein Greenhorn - nur als Schüler etwas auf der Flensburger Förde (bin dort aufgewachsen). Meine Brüder sind dagegen wirklich gute Segler, während des Studiums in guten Mannschaften bei Admirals-Cup und Transatlantik. Mein jüngster Bruder ist nun begeisterter Zeesen-Segler - wenn er Zeit hat. Im nächsten Jahr wollen wir wahrscheinlich ein großes Familientreffen in Kolberg durchführen. Er wird - dann als Rentner - mit seinem "Zeeskahn" hinsegeln.
    Gruß aus dem Meer-fernen Allgäu.

    Hallo Detlev,
    gratuliere zu Deinem Entschluss, nach Gribow (Grzybowo) zu fahren. Kolberg kannst Du sehr gut am Strand entlang erreichen, wie Choma geraten. Zurück mit Bus oder ggf. per Taxi (ist spottbillig - auch aufgrund des derzeitigen Währungsgefälles).
    In Kolberg bitte unbedingt das Museum besuchen; an der Hauptstaße gegenüber vom Dom/Kathedrale, auffällig durch die Eingangstreppe auf dem Bürgersteig. Über dem Eingang auch auf Deutsch "Die Geschichte von Kolberg". Drinnen eine deutsche Abteilung mit Exponaten aus früher Zeit (auch Mittelalter), die beim Wiederaufbau der zu 80%-zerstörten Innenstadt gefunden wurden. Außerdem Stadt-Modelle des mittelalterlichen Kolbergs und des wendischen Kolbergs (lag 2km landeinwärts an der Persante, das spätere Dorf "Altstadt", polnisch Budzistowo, heute nach Kolberg eingemeindet). Lass Dir im Museum auch den deutschsprachigen Kurzfilm von Kolberg zeigen (bestehend aus Ansichtskarten aus der Zeit vor 1945). Das Haus, in dem sich das Museum befindet, wird auch noch heute "Braunschweigsches Haus" genannt (eine Tochter des Erbauers Plüddemann hatte einen Braunschweig geheiratet und das Haus als Mitgift eingebracht). Dieses Haus ist das einzige in der Straße aus der Zeit vor 1945. Alle anderen Gebäude wurden im März 1945 zerstört.

    Im Dom (Kathedrale) befindet sich (wenn man das Kirchenschiff betritt, rechts) eine Tafel mit Bildern des letzten deutschen Dom-Pfarrers Paul Hinz, als Dank für die Rettung der alten und wertvollen Domschätze, wie Schlieffenkrone (Decken-Leuchter), großer 7-armiger Leuchter, Taufbecken usw. Entgegen aller Vorurteile in Deutschland: in einer poln. kath. Kirche (dort auch Fotos von Gemälden mit Luther und dem Pommern-Reformator Bugenhagen, die heute in Quedlinburg sind). Zur Info (steht in keinem Reiseführer): Der stark beschädigte Dom sollte nach 1945 abgerissen werden, wurde aber verhindert durch Einspruch des polnischen Militärs, das in den noch überdachten Teilen Panzer und Artilleriegeschütze für Museumszwecke untergestellt hatte. Späterer Wiederaufbau durch Kirchengelder und Spenden.

    Die Innenstadt wurde nach dem Entwurf eines polnischen Architekten neu aufgebaut, da vollkommen zerstört und keine Pläne von früher vorhanden. Nur wenige Gebäude stammen aus der Zeit vor 1945 oder wurden wieder aufgebaut, wie Braunschweigsches Haus, Rathaus, Wassertutm, Wolff´sches Mühlenhaus, Lunten/Pulverturm,Landratsamt (heute Hotel Centrum), Post (heute auch Post) Gericht (heute Polizei) usw. Der Architkt hat eine gewachsene Stadt konzipiert, d.h. Fronten und Giebel der Häuser aus unterschiedlichen Zeitepochen - wie eben eine gewachsene Stadt; nicht das ermüdende Einerlei wie in anderen, auch deutschen Neubaugebieten. Seine Kunst war, alles so zu komponieren, daß es trotz der verschiedenen Stilrichtungen zu einander passt. Die Innenstadt ist ein wohl tuender Kontrast gegenüber den Plattenbauten rings umher.

    Ansonsten ist Kolberg eine weltoffene, liberale Stadt - sowohl hinsichtlich der Einwohner als auch der Stadt-Verantwortlichen. Im Jahr 2000 hat Kolberg als erste polnische Stadt ein deutsches Lapidarium errichtet, d.h. die noch vorhandenen deutschen Grabsteine an würdiger Stelle aufgestellt - mit einem Gedenkstein mit deutscher und polnischer Inschrift zum Andenken an die früher deutsche Bevölkerung der Stadt. Auch seit 2000 legen der jeweilige polnische Stadtpräsident ( = Bürgermeister) und der Vorsitzende der deutschen Kolberger Heimatvertrieben gemeinsam Blumen an das polnische Soldaten-Ehrenmal und auf ein deutsches Soldatengrab auf dem polnischen Friedhof - am Jahrestag der Beendigung der Kämpfe um Kolberg (18.3.1945).

    Kolberg ist also in jeder Hinsicht eine sehens- und liebenswerte Stadt.

    Dies auf die Schnelle
    Gruß aus dem Allgäu von einem Kolberger, der noch in der letzten Woche in der Stadt seiner Familie war, die schon 1233 dort nachgewiesen ist.
    http://www.kolberg-koerlin.de

    Hallo Falk,

    betreibe zwar seit meinem 14. Lebensjahr Familienforschung mit zahlreichen Vorfahren in Pommern, Schlesien und Sachsen, habe aber - auch in der Verwandtschaft - keinen entsprechenden Familiennamen F. Ich kenne aber drei Deiner Namensvettern in Deutschland und Frankreich, die FamFo betreiben.
    Werde ihre Erreichbarkeit Dir direkt mitteilen.
    Das angehängte -tsch (bzw. -tzsch) findet man vornehmlich in Schlesien und Sachsen. Das "von" kann unterschiedliche Gründe haben: a) Herkunftsort (wie "van" oder "von der"); b) Nobilierung. Mitunter verschwimmt das aber auch; vor allem dann, wenn - bevor Familiennamen üblich waren - z.B. Angehörige von Patriziergeschlechtern von einer Hansestadt in eine andere wechselten (durch Einheirat oder durch Eröffnung eines "Handelskontors"). Sie wurden dann nach ihrem Herkunftsort genannt und gehörten dem so genannten "Stadt-Adel" an.
    In Kolberg gab es später entsprechende Ratsgeschlechter: von Essen, von Dortmund, von Witten, von Lübeck, von Braunschweig usw. (Die "von Lengerke"
    kamen aus Lengereich, hatten aber bereits in Westfalen einen Adelstitel). Bei den "von Braunschweig" (ursprünglich "van Brunswigk") wurde später der Adel auf Antrag durch kaiserliche Verfügung anerkannt.
    Bzgl. von Fritsch habe ich etwas recherchiert. Spitzen-Ahn: Nicl [vmtl. von Nikolaus] FRITSCH, +1501/02, Einwohner im sächsischen Gräfenhain. Dessen Sohn Thomas hatte zumindest in den 1530ern ein Gut. Ein späterer Zweig der Familie ging nach Russland und erhielt in der 2.Hälfte des 18.Jahrhunderts den russischen Dienst-Adel. Die Linie in Sachsen war später in Geithain und vor allem in Leipzig, wo sie in angesehener Stellung standen. Ein Thomas FRITSCH studierte Jura, erwarb in den 1720ern das Rittergut Seehausen bei Riesa (er muß spätestens zu Zeitpunkt geadelt worden sein, da der Besitz eines Rittergutes mit bestimmten Rechten und Pflichten damals dem Adel vorbehalten war), wurde Direktor des sächsischen Münzkabinetts in Dresden und erhielt 1730 den Reichsadel "Freiher von". Die "von FRITSCH" gehören also nicht zum Uradel sondern offensichtlich zum so genannten Briefadel. Wahrscheinlich gibt es auch heute noch bürgerliche Mitglieder dieses Geschlechtes. Das kannst Du mit den o.a. Familienforschern klären.
    Gruß aus dem Allgäu

    Lieber Jurek,

    Dank für Deinen erneuten Beitrag - auch über die Schilderung des Vorfalls am Strand. Kannst Du mir Tag und möglichst Uhrzeit (Tageszeit) nennen. Solche Vorkommnisse sind nicht hinnehmbar. Ich möchte mich deswegen an das Kolberger Bataillon wenden, zu dem die beiden Soldaten (und die beiden Offz) sicherlich gehören. Den kürzlich pensionierten Kommandeur kenne ich und weiß, daß zumindest er so etwas nicht geduldet hätte, auch wenn wir in anderen Vorgängen nicht immer einer Meinung waren.
    Es freut mich, daß Du Kolberg besucht hast, und hoffe, daß Du es - trotz der Geschehnisse - insgesamt weiterhin empfehlen kannst.
    Nebenbei: Sowohl der polnische Stadtpräsident von Kolberg als auch die Vorsitzende des Stadtrates - also beide Spitzen der Bürgerschaft - werden Gäste beim diesjährigen Kolberger Bundestreffen (der "bösen" Heimatvertriebenen) am 4.7.2009 in Travemünde (Pommernzentrum) sein. Du bist auch herzlich eingeladen.
    Gruß aus dem Allgäu - http://www.kolberg-koerlin.de

    Lieber Mulder,

    stimme Dir und Deiner Meinung zu.
    Hindenburg war natürlich kein begnadeter Politiker, mit Fehlern und Fehleinschätzungen, aber eben kein Militarist. Bezeichnend, daß Hindenburg als Reichspräsident Zivil trug (wenn kein besonderer militärischer Anlaß gegeben war), Hitler dagegen dann stets Uniform
    Es stimmt natürlich, daß die Grenzen fließend sind. Mitunter sind und werden Soldaten auch Militaristen, Beispiel Adi Amin in Uganda: zunächst Unteroffiziersdienstgrad in der britischen Armee, später einer der übelsten Diktatoren, Mächte-Gern-Held und Hitler-Verehrer. Für mich ein klassischer Militarist. Es gibt im Ausland noch viele Beispiele, bei denen Offiziere mit Militaristen gleichzusetzen sind. Auch bei uns gab (und gibt es leider - wenn auch vereinzelt) Uffz und Offz, die sich militäristisch gebärden. Die sind "durchgerutscht", machen aber keine Karriere.
    Gruß aus dem Allgäu - bis letzte Woche in schönen Kolberg

    Hallo,
    denke, daß die Formulierung der Überschrift
    >>Immer wieder aneinander vorbei: Polen und Deutsche<<
    des Beitrages von Bogdan Musial leider einen Fehler hat: das >>immer wieder<<.
    Das trifft zumindest in der Basis in Pommern und Schlesien nicht zu. Dort gibt es viele gute Beispiele der aktiven Verständigung und des positiven Miteinanders. Leider wollen bestimmte Stellen dies nicht zur Kenntnis nehmen, zu meinem Entsetzen auch die "Koordinatorin für die deutsch-polnische Zusammenarbeit" der deutschen Bundesregierung, Dr. Gesine SCHWAN.
    Daß gerade deutsche Heimatvertriebene und polnische Bürger, z.B. in Pommern, freundschaftliche Beziehungen haben und pflegen, in gegenseitiger Achtung und Verständnis, paßt offensichtlich nicht in ihr Konzept, leider.
    Es gibt so großartige Aktivitäten von polnischer Seite - auch auf kommunaler Ebene - und von deutschen Heimatkreisen, die einfach ignoriert werden.
    Bei meinen vielen Besuchen in Pommern stelle ich immer wieder fest, daß meine polnischen Freunde und Gesprächspartner mehr Interesse und vor allem Verständnis für uns haben als die Regierungsbeauftgragte. Es gibt sogar polnische Jugendliche, die in die Pommersche Landsmannschaft eintreten.
    Es gibt unter den von Dr.Gesine Schwan diffamierten Heimatvertriebenen-Vertretern mehrere, die von polnischen Kommunen ausgezeichnet werden, z.B. durch Verleihung der Bürgermadaille, durch Einladungen zu offiziellen Anlässen usw. Es werden gemeinsame Seminare in Polen - sogar zum Thema Vertreibung - durchgeführt. Auch wenn man nicht immer derselben Meinung ist: Man spricht miteinander und - was viel wichtiger ist - man hört dem anderen auch zu. Hier kann sich die Regierungsbauftragte ein Beispiel nehmen.
    Dr. Gesine Schwan hat bisher - gemäß meiner bisherigen Nachfragen - von ihrer Seite nicht einmal den Versuch gemacht, mit den entsprechenden deutschen Landsmannschaften in Kontakt zu kommen.
    Auch wenn man anderer Meinung ist und bestimmte Einrichtungen und Verbände ablehnt, so ist man m.E. verpflichtet - wenn man ein solches Amt annimmt - die eigenen Betroffenen anzuhören.
    Bundespräsident Köhler (Frau Schwan strebt ja dieses Amt an) spricht sogar mit rechtmäßig Verurteilten (z.B. Christian Klar), deren Taten und Auffassungen er nicht akzeptiert, wenn es sinnvoll erscheint.

    Insofern trifft die Überschrift des Artikels >>Immer wieder aneinander vorbei<<
    hinsichtlich der deutsch-polnischen Beziehungen eher auf die Kontakte innerhalb Deutschlands zu, weniger aber auf das Gespräch zwischen Deutschen und Polen in der Basis. Dort wird Verständigung praktiziert - ohne Kostenzuschuß usw. Auf (möglicherweise gut dotierte) Sonntagsreden können wir verzichten.-
    Gruß aus Bayern von einem Kolberger mit guten polnischen Freunden in Warschau und Pommern.

    Hallo liebe Mitstreiter
    Liebe Jurek, Mulder, Olaf und Falk,
    besten Dank für eure Beiträge :oklasky
    - ohne Polemik und offensichtlich jeweils ehrlich gemeint. Das ist in dieser Zeit nicht immer so, leider.

    Inzwischen habe ich mich telefonisch in Kolberg bei einem echten poln. Veteranen von 1945 in Kolberg erkundigt (ich schreibe "echt", da heute in Polen wie in Deutschland viele von Taten sprechen, die sie nicht geleistet haben - auch wenn sie es inzwischen aufgrund der ständigen Wiederholungen selbst glauben).
    Das Kriegsspielchen hat am Hafen stattgefunden, war aber weder authentisch noch wissenschaftlich oder historisch korrekt. Es wurden z.B. Waffen gezeigt und benutzt, die 1945 in Kolberg nicht vorhanden waren. Es war eine Schau, ein "Theater" und vor allem eine Effekthascherien - allerdings auch keine beabsichtigte anti-deutsche Aktivität und sollte wohl auch keine Kriegsverherrlichung sein. Mein Gesprächspartner hat erst am Tag vorher von dem Spektakel erfahren. Er und seine Kameraden lehnen eine solche Schau ab und sind auch nicht anwesend gewesen (also die eigentlichen Betroffenen, das sagt eigentlich alles). Es sollen aber viele Zuschauer (Einwohner, Kurgäste und Touristen) da gewesen sein, obwohl es keine Plakate oder ähnliches in der Stadt gab, die auf das Spektakel hingewiesen haben. Ich war am 18.3. (also 3 Tage vorher im Militärmuseum und habe dort keine Ankündigungen gesehen.
    Nun, wie dem auch sei: vorrangig war der Effekt und der Wunsch Aufmerksamkeit zu erlangen - auf Kosten von Wahrheit und Glaubwürdigkeit. Diesen Trend kennen wir aber auch in Deutschland (nicht nur in der Werbung). In diesem (Kolberger) Fall ist es aber ein wirklich ernstes Thema, das nicht so oberflächlich und entstellt behandelt werden sollte.
    Lieber Jurek, nachträglich meinen Dank dafür, daß Du es aufgegriffen hast.

    Hierzu noch etwas. Ich unterscheide zwischen SOLDATEN und MILITARISTEN. Soldaten, wissen um das Leid, wissen, daß der Gegenüber genauso arg dran ist wie man selbst. Der Gegenüber ist ein Gegner, aber kein verhaßter Feind. Ein Militarist dagegen ist ein quasi verhinderter Soldat, bzw. eine in der militärischen Karriere nicht beachtete Person. So war Hitler (im WK I Gefreiter) ein reiner Miliotarist, der gern Soldat spielte und sich entsprechend verkleidete (unabhängig von den geplanten und durchgeführten Verbrechen).
    Soldaten wie z.B. Hindenburg, Fritsch und de Gaulle haben nicht ihre Person oder ihre Meinung oder das Militär (obwohl überzeugte Soldaten) über alles gestellt, sind Kompromisse eingegangen.
    Hindenburg z.B. lehnte Hitler ab, hat ihn aber - widerwillig - um Reichskanzler ernannt, da er nach einer demokratischen (!!) Wahl Führer der Mehrheitsfraktion im Reichstag war. Das war ein politischer Fehler, wie wir heute wissen - hat aber mit Militarismus nichts zu tun.
    Generaloberst von Fritsch war als höchster deutscher Soldat ein entschiedener GEGNER von Hitler. Es wurde - unter Einschaltung von Heydrich und Göring eine Intrige gegen Fritsch angezettelt, in der er der Homosexualität (damals strafbar) beschuldigt wurde. Hitler setzt ihn (gemeinsam mit v. Blomberg) am 4.2.1938 ab, um den offenen Kritiker loszuwerden und selbst den Oberbefehl über die Armee zu übernehmen und willfährige Offiziere einsetzen zu können.
    General de Gaulle hat Algerien die Selbständigkeit gegeben.
    Das waren Soldaten, die - seinerzeit üblich und gesetzlich festgelegt - das Wohl des Staates über ihre eigene Person stellten.

    Und so sollte man diese Kriegsspielchen - wie in Kolberg - nicht den Soldaten und Veteranen anlasten, sondern den Möchtegern-Militaristen, in Polen und in Deutschland, in den USA und anderswo.
    In Kolberg waren die poln. Veteranen - unsere früheren Gegner - die ersten, die uns die Hand gereicht haben. 2005 haben die poln. Veteranen - in Zusammenarbeit mit uns heimatvertriebenen Kolbergern - ein dreisprachiges Ehrenbuch ALLER 1945 in Kolberg Gefallenen herausgegeben, in dem die sowjetischen, polnischen und deutschen Gefallenen (einschließlich Volkssturm) mit Lebensdaten und Bild (so vorhanden) genannt wurden.
    Das ist praktizierte Völkerverständigung der oft in revanchistische Ecken gestellten und diffamierten Soldaten und Heimatvertriebenen.
    Gruß aus dem bayerischen Allgäu

    Liebe Renia,
    Du bist sicherlich jung und vermutlich nie in einer Situation gewesen, in der es um Leben oder Tod ging.
    Meine Mutter ist mit uns 7 Kindern (älteste Schwester 13 1/2 Jahre) zu Fuß mit zwei Kinderwagen geflohen. Wir waren 6 Monate unterwegs, sind von der Roten Armee überrannt worden und später immer entwischt, bevor man uns abtransportieren konnte, geschlafen im Wald, an einer Friedhofsmauer, in Scheunen, mitunter bei Bauern. Wir haben schlimme, aber auch positive Dinge erlebt (für mich selbst war es ein Abenteuer, meine älteste Schwester hat heute - als 77-jährige - noch Probleme). Da gibt es in der Praxis keinen Unterschied zwischen Flucht und Vertreibung, wenn die Alternative Abtransport heißt, nicht in den Heimatort, sondern in ein Arbeitslager - wie andere gleich nach Sibirien.
    Eine Verwandte ist beblieben. Sie hat sich mit ihrem Sohn nach dem Einmarsch der Sowjets erschossen. Auch das war eine Alternative zur Flucht.
    In Hinterpommern war es meist so, daß die Flüchtenden von der Roten Armee eingeholt wurden und in ihren Heimatort zurückkehren mußten, aber nicht in ihre Wohnungen, sondern in Behelfsunterkünften. Später aber wurden sie auch von dort vertrieben - in die damalige DDR oder in den Westen.
    Daher kann man zwischen Flucht und Vertreibung schlecht unterscheiden.
    Ich denke, daß es auch nicht mehr um diese Unterscheidung geht.
    So wie ich selbst nichts dafür kann, was Deutsche dem polnischen Volk angetan haben (und mich trotzdem dafür ehrlich entschuldige), so können auch die heutigen Bewohner unserer Heimat nichts dafür, was seinerzeit Sowjets und auch verschiedene Polen verschiedenen Deutschen 1945 und später angetan haben.
    Heute fahre ich gern nach Kolberg, die Stadt meiner Familie, deren Vorfahren
    schon vor über 700 Jahren nachweislich gelebt haben. Ich habe heute in Kolberg sehr gute Freunde, mit denen ich jährlich der Beendigung der Kämpfe um Kolberg (18.3.1945) vor Ort gedenke. Gemeinsam mit dem poln. Stadtpräsidenten legen wir Blumen an das poln. Soldaten-Ehrenmal und auf das deutsche Soldatengrab.
    Ich habe die Patenschaft über eine Schule und setze auf die Jugend, die in Polen während der kommunistischen Zeit genauso betrogen wurde - wie wir in Deutschland - und heute etwas über die "deutsche Vergangenheit ihrer Heimatstadt" wissen will.
    Ich habe aber Angst, daß polnische Nationalisten erneut mit Unwahrheiten und durch Anheizen von Emotionen schlecht informierte Landsleute verführen und betrügen. Ein guter Freund in Warschau, der während der kommunistischen Zeit gegen Deutschland (er sagt: nicht gegen Deutschland, sondern für Polen - was ich akzeptiere) gearbeitet hat, erzählte mir: "Ich habe die Deutschen kennen gelernt, ihre schlechten und ihre guten Seiten, und ich liebe die Deutschen. Ich bedauere aber diejenigen, die in Polen der kommunistischen anti-deutschen Propaganda ausgeliefert waren und sich keine eigene Meinung bilden konnten".
    Ich hoffe, daß meine Befürchtungen unnötig sind.
    Verständigung setzt nicht voraus, daß man dieselbe Meinung vertritt, sondern daß man akzeptiert, daß andere auch eine andere Meinung haben können und dürfen.
    Wichtig ist, daß man miteinander redet, und noch wichtiger ist es, daß man dem anderen auch zuhört. DAS ist Verständigung.
    Gruß eines Kolbergers aus Bayern

    Hallo Jurek,
    von diesen Kriegsspielen halte ich als pensionierter Berufs-Offizier und Fallschirmjäger (Bundeswehr) auch nicht viel. Wir in Deutschland sind von diesen Spielchen kuriert (auch wenn man es im Ausland nicht glauben mag).
    Andererseits bitte ich um Verständnis (das heißt nicht Akzeptanz!!). In vielen anderen Staaten sind solche nachgestellten Manöver üblich, allen voran USA, aber auch in Frankreich. In Deutschland beschränkt man sich auf historische Schlachten (einschließlich Lagerleben). Rechtsradikale Deutsche führen diese Kriegsspiele in der Tschechischen Republik und auch in Polen durch, wo sie interessanterweise von dortigen (tschechischen und polnischen) Nationalisten unterstützt werden.Sie lassen dort auch die in Deutschland verbotenen Nazi-Schriften drucken (ein echtes Ärgenris)
    Lieber Jurek, leider ist Deine Darstellung einseitig - wahrscheinlich, weil Du das andere Kolberg nicht kennst.
    Ich war 16.-19. März 2009 (also vor wenigen Tagen) in Kolberg, als Gast bei den Gedenkfeiern anläßlich der "Beendigung der Kämpfe um Kolberg".

    Nachfolgend einige Korrekturen und Ergänzungen zu Deinem Bericht:
    1. Die Rote Armee und polnischen Streitkräfte haben nicht am 21.März, sondern am 18.März 1945 Kolberg eingenommen, nachdem der damalige deutsche Kommandant von Kolberg, Oberst Fritz Fullriede, die Stadt - nach Rettung von über 80.000 Menschen über See - aufgegeben hat (entgegen Führerbefehl).
    2. Die polnischen Bürger in Kolberg sprechen nicht mehr von "Befreiung". Mindestens seit 2000 heißt es seitens der Stadt und der poln. Verteranen offiziell "Beendigung der Kämpfe..." (2004 sagte mir ein 90jähriger poln. Veteran: Wir haben nicht befreit und wurden nicht mit Blumen empfangen, im Gegenteil..."
    Die Formulierung aus kommunistischer Zeit "Rückgewinnung" hat man schon bald nach der Wende aufgegeben.
    3. Du schreibst: "Bis auf eine kleine Gruppe deutscher Soldaten, die am Hafen zum Schluss nicht mehr wegkamen..."
    Richtig ist, daß 150 Soldaten zur Rückendeckung in Kolberg blieben - wissend, daß sie in Gefangenschschaft gehen (außerdem kamen noch einige Desserteure in Gefangenschaft)
    4. Der St.Marien-Dom (die Umbenennung in Kathedrale erfolgte erst später) wurde nicht bewußt verschont. Im Gegenteil, er war auch eine Ruine und sollte später ganz abgetragen werden. Dies wurde kurioserweise durch das poln. Militär verhindert, das in dem noch intakten Teil des Kirchenschiffes ein Museum für Panzer und Artzilleriegeschütze eingerichtet hatten. Später wurde dann der Dom mit Mitteln der Kirche und Spenden wieder aufgebaut.
    5. Es handelt sich nicht um ein Kriegsmuseum (in der Str. E.Gierczak) sondern um ein Militärmuseum, dem zweitgrößten in Polen.
    Nebenbei, lieber Olaf: Das Museum untersteht nicht der Stadt, sondern dem Landkreis.

    Am 17.März wurde gemeinsam der Gefallenen gedacht. Polen und Deutsche legten - nach einem militärischen Zeremoniell - gemeinsam Blumen am poln. Soldaten-Ehrenmal und am deutschen Soldatengrab ab. Auch der polnische Stadtpräsident, die Vorsitzende des poln. Stadtrates und der aus Warschau privat angereiste, für Veteranen zuständige Minister am deutschen Soldatengrab. Am Abend erhielt ein anwesender deutscher Veteran dieselbe Auszeichnunge wie einige polnischen Veteranen.
    Am 18.3. begrüßte der neue poln. Propst in St.Marien in seiner Predigt die deutschen Gäste auf Deutsch, besonders die ehemaligen deutschen Einwohner von Kolberg. Später würdigte er auch die Leistungen der "deutschen Kriegsmarine" bei der Evakuierung der Deutschen im März 1945.

    Lieber Jurek, Du schreibst selbst, daß alte und junge Polen in Kolberg offensichtlich auch kein Gefallen an diesem Kriegsspielchen gefunden hatten. Danke. Dann sollte man dieses "Schauspiel" aber auch nicht so herausstellen. Ich weiß, das solche Darstellungen auch unter polnischen Veteranen umstritten sind. Vor 4 Jahren fand etwas Ähnliches am Denkmal "Vermählung mit dem Meer" statt - auf Betreiben von Warschau. Die Kolberger Veteranen: "Das ist aber das letzte Mal".
    Soweit ich informiert bin, war das gestrige Kriegsspielchen keine Angelegenheit der polnischen Veteranen, sondern - wie Du schreibst - eine Schau des neuen, sehr jungen Museums-Direktors, der neuen Generation der Museumsleute angehörend, die Erlebnis-Museum gestalten (und "nur tote Exponate" ablehnen). Ich bin glaube (ich habe ihn gesprochen, bevor ich von dieser Planung gehört hatte), daß er nicht weiß, wie unpassend diese Aktion ist. Ich glaube, daß er als Technokrat nur den Erfolg sucht. Ich werde ihn bei meinem nächsten Kolberg-Besuch darauf ansprechen - direkt, nicht über dieses Forum oder über dritte Personen.

    Kolberg - weder Stadtpräsident und Stadtrat noch Bevölkerung - kann man in eine nationalistische Ecke stellen. Kolberg ist beispielhaft weltoffen. In St.Marien ist eine Schautafel über den letzten deutschen evangelischen Pastor Paul Hinz (in einer poln. katholischen Kathedrale !!). Über dem Museumseingang im Braunschweigschen Haus (Str. Armii Krajowej, gegenüber vom Dom) befindet sich auch in deutscher Sprache der plakatgroße Hinweis "Die Geschichte von Kolberg" (nicht Kolobrzeg). Der poln. Stadtpräsident war vor 2 Jahren Gastredner beim Kolberger Bundestreffen in Travemünde - mit großem Applaus. In einer poln. Kolberger Zeitung wird regelmäßig über die deutsche Zeit vor 1945 berichtet.
    Im Jahr 2000 hat die poln. Stadt mit eigenem (!!) Geld das erste deutsche Lapidarium im heutigen Polen errichtet. Bei der 750-Jahr-Feier der Stadtgründung wurde im Dom eine deutsch-polnische, katholisch-evangelische Messe gehalten - mit drei polnischen Bischöfen und dem deutschen evangelischen Bischof aus Greifswald, obwohl noch wenige Monate vorher eine katholische Messe geplant war. Der Bitte von unserer Seite wurde problemlos und ohne Auflagen entsprochen.

    Mitunter habe ich den Eindruck, daß die polnische Jugend in unserem Kolberg mehr an der deutschen Geschichte Kolbergs interessiert ist als unsere Jugend in Deutschland. Bei meinen Kolberg-Besuchen spreche ich gern deutsche Kurgäste an. Sie sind sehr zufrieden und lieben Kolberg - ABER erschreckend ist, daß sie kaum etwas über die deutsche Geschichte dieser Stadt wissen, oft noch nicht einmal, daß Kolberg über 700 Jahre deutsch war. Im Jahr 1255 erhielt Kolberg gemeinsam vom deutschen Bischof in Cammin und dem wendischen Pommernherzog (auch eine seltene Besonderheit) die Stadturkunde und zwar ausdrücklich für die "Deutschen" des bereits bestehenden Ortes. Das alte wendische Kolberg (lange Jahre Hauptstadt eines großen Wendeneiches) lag 2 km landeinwärts, später das Dorf Altstadt (Budzistowo).

    Ich bin der Meinung, daß man die positiven Gegebenheiten als nachahmenswertte Beispiele öffentlioch herausstellen sollte, Betriebsunfälle dagegen - wie dieses Kriegsspielchen (und es gibt leider schlimmere Negativ-Beispiele) - in Ruhe und Sachlichkeit mit den Betroffenen und vor allem Verantwortlichen bereden sollte.
    Mit einer Generalanklage ist niemandem gedient. Sie bleibt erfolglos und erzielt das Gegenteil.

    Das war viel und lang, sorry - aber Kolberg ist nicht nur mein Hobby, sondern auch die Geschichte meiner Familie - seit 1230. Ich bin stolz auf die Leistung der deutschen Kolberger vor 1945, aber auch stolz auf die Leistung der polnischen Kolberger nach 1945. Und ich arbeite daran, daß die polnischen Kolberger sich nicht nur an die deutsche Geschichte Kolbergs erinnern, sondern auch auf die Einzigartigkeit Kolbergs und Leistungen ihrer deutschen Bürger stolz sind, ohne die geschichtliche Wahrheit zu verbiegen.

    Ich weiß, lieber Jarek, daß Du es gut gemeint hast, und verstehe somit auch Deinen Beitrag. Umso mehr wundere ich mich aber über die Anmerkung der Moderatoren, die sich von Deinem Beitrag distanzieren. Meinungen müssen ausgesprochen werden, damit sie korrigiert werden können, - und vor allem, damit man sich überhaupt verständigen kann. Toleranz anderer Meinungen ist - ebenso wie die Wahrheit - die Voraussetzung für ein gutes Miteinander.

    Gruß aus Bayern von einem nachgeborenen Kolberger.