Habe endlich mal wieder Zeit, hier etwas zu schreiben und finde Euer Thema sehr interessant. Ich will nicht viel auf die einzelnen Beiträge eingehen, sondern meine Situation beschreiben.
Wir haben einen sohn, Jan, der als Kann-Kind (also sehr jung) in Hessen 2004 eingeschult wurde.
Hessen galt auch nie als Musterland bzgl. Bildung. Koch hat versucht es zu ändern, aber die Ergebnisse dauern lange und ob es gelang ??? Wir sagen: mährrr wahses nett, mährrr fo'sche noch...(man weiß es nicht, wir forschen noch)
Ich selbst, in den 70ern in der Schule gewesen, bezeichne mich als Opfer sozialdemokratischer Experimente in der Pädagodik und würde meine Schulausbildung als unterdurchschnittlich betrachten.
Zurück zu unserem Sohn. Er kam eine Grundschule mit 550 (!) Kindern in 24 Klassen an zwei standorten. Diese ist vom Niveau sehr anspruchsvoll. (einmal bekam er mit 45 von 53 Punkten in Mathe nur eine 3) Trotzdem gelingt es den Lehrern, die Kinder zum Spaß am Lernen zu motivieren und dies auf einem hohen Level. gut, einigen Kindern, fällt es schwerer und sie müssen mehr tun. Da sind dann die Eltern auch gefragt, dies zu erkennen und zu stabilisieren.
Ich glaube, dass es ein gutes, ausgeglichenes Zusammenspiel zwischen Elternhaus, Schule und ??? sein sollte. dann können sich Kinder gut entwickeln, sowohl in NRW wie auch in Bayern. In Bayern (vielleicht auch in Polen?) ist der anspruch von staatlicher Seite möglicherweise höher. Das kann(!, muss aber nicht) aber in HEssen und in NRW ggf. durch das Interesse der Eltern kompensiert werden.
Unser Jan wird jetzt im Sommer aufs Gymnasium wechseln. Die Auswahl ist ein show down sonder gleichen. Ca. 8 Schulen machen "Tage der offnen Tür" und präsentieren sich. der erste war an einer Privatschule mit sehr gutem Ruf im Oktober 2007. Strömender regen, dicke Mercedese, Range Rover und Maserati versuchten sich einen der wenigen Parkplätze zu erkämpfen. Lehrer erzählten stolz davon, dass Schüler bereits hochdotierte Arbeitsverträge vor dem Abitur hätten, Eltern mit Zweit- und Drittklässlern schauten schon mal, wo das Wunderkind seine Laufbahn starten wird, etc. Musterstundenpläne zeigten die "äusserste Diziplin"(wie Jogi Löw sagen würde) mit der man hier die Kinder auf die Karriere vorbereitet. Im Oktober waren bereits 240 Kinder für die 75 freien Plätze angemeldet. Die Besetzung wird durch einen Test und die Tatsache, ob Geschwister bereits an der Schule sind, entschieden. Sporthalle? Fehlanzeige! Die 400 Euro pro Monat wären ein Hürde aber kein Hindernis für uns gewesen (400 Euro* 12 Monate*8Jahre=ca. 40.000 Euro), aber wir wollten uns nicht jetzt schon dafür entscheiden, dass Jan Karriere machen muss!! wir wollen, dass er einerseits eine gute Schulausbildung erhält, aber auch eine Kindheit und Jugend erleben kann, an die er sich später gerne erinnert und die er genießt.
Er wird an das örtliche Gymnasium gehen, dass auch einen sehr guten Ruf genießt, aber nicht aus diesem Grunde, sondern weil er in seiner Stadt, in seinem Umfeld mit seinen Freunden zur Schule gehen soll. Er soll nicht zu den 150 Kindern gehören, die man heiß auf die Privatschule gemacht hat und denen man dann sagen muss, dass sie den Test nicht bestanden haben.
Ich will mal zusammen fassen. wenn sich Familie und Staat beide intensive Gedanken um das Individuum(!) Kind bewußt Gedanken machen und darauf fokussieren dann ist m.E. die Hoffnung nicht verloren.
Die anderen Beträge hier zu diesem thread zeigen, dass dies leider nicht immer (oder manchmal zu selten) der Fall ist und dann zum Nachteil des Kindes führen kann.
Frank
PS: bitte leitet nicht aus meinen mangelnden Tippfähigkeiten/-fehlern meinen Bildungsstand ab 