Angeregt durch die derzeitige Forderung von Erdogan türkische Gymnasien in Deutschland zu errichten interessierte mich inwieweit es deutsche Gymansien in Polen gibt.
In Tschechien gibt es ja zum Beispiel eine deutsche -sowie österreichische Oberschule, aber gibt es das in
Polen ? Nein, scheinbar nicht. Ich frage mich warum ? Tatsache ist das deutsche Politker die Bemühungen dazu nicht fördern, offensichtlich scheint es in Polen auch zu kompliziert. In Sibiu in Rumänien haben die Deutschen ebenfalls ein Deutsches Gynmansium, in Sofia sowie in der Slowakei ebenfalls.
Nur in Polen ?
Dazu habe ich folgenden Artikel gefunden:
Eine Frage europäischer Gesinnung
Das Problem des muttersprachlichen Deutschunterrichts an polnischen Schulen: Zwei Jahrzehnte nach der politischen Wende gibt es noch immer keine deutschen Kindergärten und Grundschulen in den Wohngebieten der deutschen Volksgruppe
Aus einem Informationsschreiben der AGMO e.V. Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen
Der Zerfall des Ostblocks sowie das Wachsen und Erstarken der Europäischen Union führten zu einer internationalen Standardisierung des Minderheitenschutzes. Diese Maßstäbe gelten wie für alle anderen anerkannten Minderheiten, u.a. für die Dänden, Friesen, Sorben sowie Sinti und Roma in der Bundesrepublik Deutschland, auch für die deutsche Volksgruppe in der Republik Polen. So heißt es im deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag von 1991 beispielsweise: Die Angehörigen der deutschen Minderheit in der Republik Polen haben das Recht, einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen Mitgliedern ihrer Gruppe ihre ethnische, kulturelle, sprachliche und religiöse Identität frei zum Ausdruck zu bringen, zu bewahren und weiterzuentwickeln; frei von jeglichen Versuchen, gegen ihren Willen assimiliert zu werden. In diesem Rahmen wird ihnen auch das Recht auf eigene Bildungseinrichtungen zugesprochen. Der Erhalt der Muttersprache, der in diesem Zusammenhang ein vordringliches Ziel bildet, ist zwingend notwendig, da Minderheiten nur dadurch ihre Identität auf Dauer zu sichern vermögen. Deutsch in angemessener Weise als Muttersprache zu lehren, können jedoch nur deutsche Kindergärten und Grundschulen leisten; denn oftmals sind schon bei den Eltern nur noch geringe Kenntnisse ihrer Muttersprache vorhanden. Dies ist das Ergebnis der früheren polnischen Kulturpolitik, die in der Phase der kommunistischen Herrschaft die Rechte von Minderheiten, insbesondere der deutschen, der der Gebrauch der deutschen Sprache bis 1990 mit wenigen Ausnahmen (Waldenburg und Köslin) verboten war, nicht respektiert hat.
Die aktuelle polnische Bildungsverordnung (14. November 2007) ermöglicht demgegenüber jeweils abhängig von einer Mindestanzahl an Schülern den Deutschunterricht an Kindergärten, Grundschulen und Gymnasien sogar in unterschiedlichen Dimensionen: An Schulen kann muttersprachlicher Unterricht in Gestalt von Zusatzunterricht bis hin zu eigenständigen Schulen mit Deutsch als primärer Unterrichtssprache realisiert werden. Für die Kindergärten gelten ähnliche Angebote. Der Alltag zeigt jedoch ein anderes Bild: Zwar ist eine deutsche Minderheit in der Republik Polen im schlesischen Gebiet sogar mit einem besonders hohen Bevölkerungsanteil präsent, so dass auch eine hinlängliche Zahl deutscher Schüler vorhanden ist, bislang aber existieren immer noch so gut wie keine bilingualen oder Minderheitengrundschulen, und der Umfang des schon vorhandenen Deutschunterrichts von i.d.R. bis zu drei Wochenstunden reicht nicht aus, die Mindesterwartungen zu erfüllen. Allmählich verfestigt sich der Eindruck, dass die polnische Verwaltung ihre deutschen Mitbürger nicht zureichend unterstützt.
An diesem Punkt wäre es nun eindeutig die Aufgabe der Bundesregierung, ihrerseits entsprechende Bemühungen und Aktivitäten zu fördern. Dazu scheint bislang aber nur eine geringe Bereitschaft zu bestehen: Reaktionen auf Initiativen, die von der AGMO e.V. ergriffen worden sind, zeigen vielmehr, dass das Auswärtige Amt diesem Thema bei den bilateralen Konsultationen mit polnischen Regierungsvertretern keine sonderliche Bedeutung beimisst. Deshalb wird es in Zukunft immer wichtiger, die bundesdeutsche Bevölkerung für die Frage des muttersprachlichen Deutschunterrichts in der Republik Polen zu sensibilisieren. Hierbei ist jede Stimme, die sich an der Diskussion beteiligt ein Schritt zum Erfolg!
Tilman Fischer, Sommer 2009