Wie geschmack- und niveaulos sich die Pharmaindustrie bei der Vermarktung ihrer Produkte bisweilen zeigt, konnte jetzt wieder beim Ratiopharm-Konzern beobachtet werden:
Das Unternehmen bietet unter anderem das Potenzmittel VIAGRA an, für das allerdings seit Juni 2013 das entsprechende Patent abgelaufen ist. Nun drängen Nachfolgeprodukte auf den Markt, die preislich bis zu 85% unter dem unverändert teuren VIAGRA liegen. Um auf dem stark umkämpften Markt der so genannten Phosphodiesterasehemmer weiterhin bestehen zu können, erhielten Ärzte nun unaufgefordert und per Boten (liegt haarschaf am Rande der Legalität) Musterpackungen zusammen mit einer Ausgabe eines Playboy-Heftes.
Auch wird vom Ratiopharm-Konzern eine Broschüre vertrieben, die allem Anschein nach Off-Label-Anwendungen (also zulassungsüberschreitende Anwendungen) des Potenzmittels fördern sollen:
"Sildenafil [VIAGRA] macht auch Blumenstängel stramm", so die Aussage über VIAGRA für das längere Frischhalten von Schnittblumen, mag in den Augen mancher Zeitgenossen ja noch witzig klingen. Bei Texten, in denen das Potenzmittel allerdings als "Tuning für´s Gehirn" beworben wird, als "Durchbruch in der Alzheimer-Therapie", als "potenzielles Mittel gegen Hüftgold" oder sogar als legales Dopingmittel, da Sildenafil bislang noch nicht auf der Liste der Anti-Doping-Agentur steht, werden jegliche Grenzen übrerschritten.
Die Broschüre wurde mittlerweile vom Herausgeber des arznei-telegramm an die Firmenaufsicht der zuständigen Landesbehörde weitergereicht.
Quelle:
arznei-telegramm 11/2013