Zunächst zur Geschichte: Die Idee eines Treffens der User von virtualpolen.de ist wohl schon ein paar Jahre alt, aber bis jetzt noch nie so richtig ernsthaft in Angriff genommen worden. Allerdings haben sich einige User schon letzten Oktober bei einer Feier von Radio Bigos, dem polnischsprachigen Programm von Radio Darmstadt, kennen gelernt, u.a. mysza, ElLopo, Choma und OHenry alias stazki. Dort wurde wohl der Entschluss geboren, sich ein Jahr später unbedingt wieder zu treffen.
Im Frühsommer dieses Jahres haben Choma und stazki Nägel mit Köpfen gemacht und das letzte Septemberwochenende als Datum festgelegt. Auch waren wir uns ziemlich schnell darüber einig, dass das Treffen irgendwo nahe der deutsch-polnischen Grenze stattfinden sollte. Dann dauerte es nicht mehr lange, und Choma und stazki präsentierten uns Bilder vom "Wassersport- und Erholungszentrum Witka". Es liegt im äußersten Südwesten Polens; sowohl nach Deutschland als auch nach Tschechien sind es von dort nur wenige Kilometer.
Leider fiel die Planung für das Treffen mit Marcins Ankündigung zusammen, das Forum vielleicht zu schließen, doch in den ersten Monaten hat wohl niemand ernsthaft geglaubt, dass es wirklich dazu kommt.
Dass die Begegnung nun genau zum Zeitpunkt der Schließung des Forums stattfand, war also im Voraus nicht so geplant, und es wäre sicher ein sehr trauriges Treffen geworden, hätten wir nicht vor wenigen Wochen dieses tolle Forum entdeckt und uns inzwischen fast vollzählig hier angemeldet. Von den Witka-Fahrern, die vorher schon bei Virtualpolen aktiv waren, fehlen nur noch Olaf_Hahn, mysza und Ola - aber die wird wahrscheinlich noch heute hier anklopfen. Wolle mer se reinlasse?
Und da ja auch Tommy und Anna mit in Witka waren (wenn auch leider nur einen knappen Tag), war es eigentlich gar kein richtiges Virtualpolen-Treffen mehr, sondern fast schon ein d-pl-Treffen.
Nun aber zum Ablauf: Ich bin mit Tommy und Anna mitgefahren. Dazu habe ich mich Freitag Nachmittag zunächst mit Tommy in seiner Schule in Berlin-Reinickendorf getroffen; anschließend ging es weiter nach Bernau nordöstlich von Berlin, um Anna abzuholen. Gegen 17 Uhr konnten wir uns auf den Weg machen. Wir waren noch nicht ganz auf der Autobahn, als es sintflutartig zu gießen anfing, so dass wir streckenweise nicht schneller als 70-80 fahren konnten. Der Regen hielt mit ein, zwei kurzen Unterbrechungen bis hinter Cottbus an, wo wir von der Autobahn abfuhren und die letzten 80 Kilometer nach Görlitz auf der Bundesstraße zurücklegten. Abgesehen davon, dass auf dem Weg zum Grenzübergang Görlitz-Stadtbrücke nirgendwo eine Bank zu entdecken war, gestaltete sich die weitere Anreise problemlos, und wir haben entsprechend den Anweisungen von Choma und stazki auch sofort den Weg nach Witka gefunden. Da dieses Erholungszentrum ziemlich weitläufig ist und dort zeitgleich noch zwei andere Veranstaltungen stattfanden, dauerte es eine ganze Weile, bis wir uns endlich fanden und in die Arme schließen konnten. Choma, stazki, Ola, mysza, Agata und Mike hatten mit dem ursprünglich für 19 Uhr angesetzten polnischen Abendessen auf uns gewartet, so dass der Barszcz leider nur noch lauwarm war - die russischen Piroggen aber zum Glück noch fast heiß.
Eine knappe Stunde nach uns trafen Donia und Charly aus dem österreichischen Linz ein (da sie von Tschechien aus kamen, hatten sie leider etwas mehr Probleme, den Weg zu finden), und kurz vor Mitternacht schaffte es auch Olaf_Hahn mit seiner polnischen Freundin Martyna aus dem oberschlesischen Kohlenpott zu uns. Auf Dirk und seine Freundin warteten wir leider vergeblich. Dabei war Dirk am Anfang doch Feuer und Flamme gewesen, hatte angeboten, andere Leute mit dem Auto mitzunehmen und dass zur Not auch jemand bei ihnen übernachten könne, da sie nicht sehr weit von Görlitz weg wohnen. Nun waren sie allerdings kurz vorher in Ungarn in Urlaub und wollten direkt von dort nach Witka kommen, doch seit seinem letzten Forumsbesuch vor gut einer Woche haben wir kein Lebenszeichen mehr von Dirk bekommen.
Aber wir ließen uns die Laune nicht lange vermiesen! Aus dem geplanten Lagerfeuer wurde zwar leider nichts, da es draußen ungemütlich kalt und windig war, doch im Bungalow von Donia und Charly wurde es dafür umso lustiger. Choma hatte für jeden eine Mappe mit Liedern vorbereitet, zu denen es sowohl einen deutschen als auch einen polnischen Text gibt (u.a. "Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen" :ROTFL). Die haben wir dann mit mehr oder weniger großem Erfolg gesungen. Zwischendurch sind wir alle noch mal raus auf die Bühne am Strand; dort fand eine gemeinsame Feier polnischer, deutscher und tschechischer Polizisten statt. Die Musik lief noch, aber von den noch Verbliebenen war niemand mehr imstande zu tanzen. So haben wir die Bühne für eine knappe halbe Stunde in Beschlag genommen und ordentlich einen aufs Parkett gelegt, bis der DJ uns den Saft abgedreht hat.
Aber wir hatten ja unseren eigenen Alleinunterhalter in Gestalt von Charly Als der auf seiner E-Gitarre "Smoke on the water" und einige andere Songs angestimmt hat, muss das die Rehe bis in die deutsche Oberlausitz und ins tschechische Riesengebirge aufgescheucht haben.
Gegen 4 hat es die ersten in die Falle gezogen; die letzten haben noch so bis gegen 6 durchgehalten.
Das Frühstück ab halb 10 war dann eher deutsch als polnisch, mit frischen Brötchen, diversen Wurstsorten, Schnittkäse und Marmelade. Anschließend brachen wir in 5 Autos zum Fußgänger-Grenzübergang in Zgorzelec auf. Der Ausblick von der Neißebrücke in Richtung Norden war wildromantisch und eigentlich so gar nicht deutsch oder polnisch, eher nordgriechisch oder -italienisch. Wir besichtigten die evangelische Kirche über dem westlichen Neiße-Ufer sowie die Görlitzer Altstadt, die bis auf wenige Ausnahmen wunderschön renoviert wurde. Dabei begegnete Shakira - Donias Hund - die Liebe auf den ersten Blick, ein Rüde einer ähnlichen Rasse.
Zunächst wollten wir in Görlitz zusammen einen Kaffee trinken gehen, doch dort fanden wir 13 Leutchen in den Innenräumen der Cafés leider nirgendwo Platz. Es war zwar gar nicht mal so kalt, aber entsetzlich windig, was das Sitzen im Freien äußerst ungemütlich machte. So machten wir uns wieder auf den Weg nach Zgorzelec. Hier fanden wir zwar auch nur im Hof der ehemaligen Mühle am Grenzübergang Platz, aber da dieser ziemlich windgeschützt war und anfangs noch die Sonne herein schien, ließ es sich aushalten. Zum Kaffee bestellten einige ein Stück Kuchen, das zwar sehr lecker aussah, aber leider nicht mehr ganz frisch war. Auf Annas Reklamation hin bekamen wir dann aber alle ein neues Stück, das diesmal auch so schmeckte wie es aussah.
Nach dieser Kaffeerunde mussten sich Anna und Tommy leider schon von uns verabschieden. Wir anderen erledigten noch ein paar Einkäufe auf dem Markt in Zgorzelec sowie in einem Supermarkt und fuhren dann einzeln wieder zurück nach Witka. Gegen 16 Uhr waren die meisten wieder dort, und die verbleibende Stunde bis zum verspäteten Mittagessen (obiadokolacja) verbrachte jeder auf seine Weise. Einige wanderten über die schmale Pontonbrücke zum anderen Seeufer und machten dort einen Spaziergang, andere hielten ein Nickerchen oder saßen wie ich einfach auf einer Bank am Ufer und schauten aufs Wasser. (Inzwischen hatte sich der Wind gelegt, so dass es draußen ganz erträglich wurde.)
Zu essen gab es dann - neben diversen Salaten - Bigos, der jedoch leider erst vor kurzem zubereitet worden war (so richtig gut schmeckt Bigos nämlich erst nach 2-3 Tagen, wenn er schon ein paar Mal aufgewärmt wurde :!)
Nach dem Essen sahen wir uns gemeinsam den Film "Die zwei Monddiebe" in der polnischen Originalversion an, in welchem die damals 11-jährigen Zwillingsbrüder Lech und Jarosław Kaczyński - die heutige polnische Regierungsdoppelspitze - die Hauptrolle spielen.
Der Küchenchef und später auch die Köchinnen standen hinter der Bar und haben amüsiert mitgeschaut; Choma konnte sich nicht genug darüber wundern, welche Aktualität viele der ironisch gemeinten Aussagen über die Kaczyński-Zwillinge in diesem fast 50 Jahre alten und insgesamt recht lustigen Film doch heute noch haben.
Danach haben wir Olafs Laptop angeworfen, mit dem wir ins Internet kamen und so das Ableben unseres geliebten Forums live mitverfolgen konnten Aber natürlich haben wir auch hier hereingeschaut und gleich mal Grüße an euch abgeschickt.
Gegen halb 11 verzogen wir uns aus dem Speisesaal und machten es uns noch für zwei, drei Stunden auf Bänken im Freien gemütlich. Shakirahund hat die Gelegenheit genutzt, ein junges Zierbäumchen zu killen, doch unsere Hoffnung, dass das bis zu unserer Abreise niemand merkt, erfüllte sich leider nicht. Am nächsten Morgen durfte Donia dafür 30 Zł. berappen (ein Glück, dass wir uns in PL getroffen haben und nicht in D, denn hier hätte es sicher 30 Eus gekostet).
Später zogen wir wieder in den Bungalow von Donia und Charly um, aber die Stimmung war nicht mehr ganz so ausgelassen wie in der Nacht zuvor. Das lag sicher auch daran, dass der Alkohol nun in nicht mehr ganz so großen Strömen floss, da viele ja am nächsten Morgen Auto fahren mussten. Auch sind einige diesmal schon früher schlafen gegangen; nur 5 oder 6 Leutchen haben bis gegen 4 Uhr durchgehalten.
Fortsetzung folgt