Beiträge von chelmno.info

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    od der_eine

    Das bedeutet aber nicht, dass es in Polen keine zweisprachigen Schulklassen mit dem erweiterten Lehrplan der deutschen Sprache gibt. Ich besuche eine solche in Radom (schon seit 5 Jahren! und mir bleibt schon nur ein einziges) und bin sehr zufrieden. Da bekomme ich ein gründliches und breites Wissen und zum Ende wird es uns ermöglicht, die Prüfing in der deutschen Sprache (Deutsches Sprachdiplom) abzulegen. Wenn es um Deutschlehrer geht, haben wir einen sehr guten Lehrer, der lang in Deutschland gewohnt und dort viele jetzt in der Schule nützliche Kontakte geschlossen hat. Und das ist die staatliche Schule.

    Grüß, der_eine

    Hallo der_eine,

    deine Schule beschreitet genau den richtigen Weg. Du absolvierst das normale polnische Schulprogramm und nimmst zusätzlich an einem intensiven Deutschunterricht teil. Solche Schulen wie deine sollte man landesweit fördern, jedoch in Polen nicht hier und da einsprachige deutsche Schulen schaffen, die nach deutschem Lehrplan unterrichten und Polnisch bestenfalls als Fremdsprache lehren.

    Wenn man in Deutschland politisch-gesellschaftlich gewillt sein sollte, die Bedeutung der deutschen Sprache in Polen zu stärken (derzeit setzt sich ja die Bundesregierung dafür ein, dass Deutsch neben Englisch und Französisch Arbeitssprache des diplomatischen Dienstes der EU wird), kann man dies durchaus durch eine finanzielle Förderung eines zweisprachigen Schulunterrichts (bereits ab der Grundschule), der weit mehr als drei Wochenstunden Deutsch bietet, und auch die Entsendung von Lehrern aus Deutschland für die Unterrichtung von fortgeschrittenen Schülern erreichen. Ein solches Angebot würde überhaupt nicht auf Widerstand stoßen, ganz im Gegenteil.

    In Polen sind sich Eltern und Schüler schließlich bewusst, dass die gute Kenntnis nicht einer, sondern von mindestens zwei Sprachen neben der Muttersprache für die berufliche Zukunft der jungen Generation immer unerlässlicher wird. Deshalb wird jede Initiative, die einen zusätzlichen und die normalen finanziellen Ressourcen der Schulträger nicht angreifenden Deutschunterricht ermöglicht, in Polen gerne gesehen werden. Davon bin ich fest überzeugt.

    Schöne Grüße

    Andreas

    In Warschau bietet die http://de.wikipedia.org/wiki/Willy-Brandt-Schule_(Warschau) sowohl polnische als auch deutsche Schulabschlüsse an, ist aber grundsätzlich zweisprachig ausgerichtet.

    Es gibt in Polen keinen Bedarf für einsprachige deutsche Schulen. Wer sollte diese besuchen? Bestenfalls Kinder aus deutschsprachigen Ländern, deren Eltern für ein oder zwei Jahre in Polen arbeiten und dann wieder in ihre Heimat zurückkehren.
    Die Angehörigen der deutschen Minderheit in Polen bilden ja nicht einen Bevölkerungsteil, der völlig losgelöst von der übrigen Gesellschaft lebt, sondern das sind polnische Staatsangehörige deutscher Abstammung. Eine Förderung des Sprachenunterrichts ist immer sinnvoll, jedoch ist die Einrichtung einer rein deutschen Schule in Polen ebenso verfehlt wie es die Schaffung rein türkischsprachiger Schulen in Deutschland wäre. Mit einem angemessenen Konzept können Kinder problemlos zwei Sprachen auf muttersprachlichem Niveau erlernen.

    Da in Polen die Gemeinden Schulträger von Grundschulen (Klassen 1 bis 6) und Gymnasien (Klassen von 7 bis 9) und die Landkreise Schulträger der Lyzeen (Klassen 10 bis 12) sind, besteht auf lokaler Ebene durchaus die Möglichkeit, den Fremdsprachenunterricht so zu gestalten, wie es sich die Bevölkerung wünscht. Schulen konkurrieren miteinander durchaus um die besten Schüler durch Zusatzangebote, worunter insbesondere ein umfassender Fremdsprachenunterricht fällt.

    Grenzen werden weniger vom politischen Willen gesetzt, sondern von den finanziellen Mitteln. Das erkennt man daran, dass private Sprachschulen (die rein wirtschaftlich arbeiten) weiterhin boomen. Dort unterrichten auch Muttersprachler, aber der Unterricht ist relativ teuer. Es ist kein Geheimnis, dass die besseren Fremdsprachenlehrer in solchen privaten Sprachschulen arbeiten bzw. mangels der niedrigeren Gehälter für Lehrer an staatlichen Schulen in ganz anderen Feldern in Unternehmen tätig sind.

    Richtig ist, dass die Bedeutung des Deutschen als Fremdsprache in Polen im Verhältnis zum Englischen weiter abnehmen wird. Englisch ist jetzt nämlich ab der 1. Klasse Grundschule für alle Kinder Pflichtfremdsprache, wodurch an vielen Grundschulen das Deutschangebot als Zusatzangebot eingeschränkt bzw. ganz abgeschafft worden ist.

    Schöne Grüße

    Andreas

    Hallo,

    Märchen werden in der Schule im Fach Polnisch durchgekaut. Auch deshalb ist das Interesse dafür derzeit nicht so stark.

    In der Schule hat sie Englisch, das jetzt ab der 1. Klasse für alle Pflichtfach ist. Es gibt an ihrer Grundschule gar keine Deutschlehrer mehr, weil alles auf Englisch ausgerichtet ist.

    Schöne Grüße

    Andreas

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    od Oda
    Hallo Andreas,

    bis auf Harry Potter sind das doch sehr mädchenlastige Bücher :oczko War Deine Tochter nicht knapp 6 Jahre alt? Liest sie da schon Harry Potter - und das auf deutsch (in der wenigen dominanten Sprache)? Respekt!

    Mittlerweile ist sie 8. Für Grimms Märchen kann man sie wirklich nicht mehr begeistern:-) Potter ist zum Selberlesen noch zu schwer, aber unser Rekord beim Vorlesen während der Weihnachtstage lag bei über 4 Stunden:-) Im Alltag ist das leider nicht drin, aber täglich eine Stunde versuchen wir fürs Vorlesen zu finden.

    Hinsichtlich der in polnischen Medien seinerzeit in der Tat laut erhobenen Vorwürfe, in Deutschland würde man nicht-deutschen Ex-Partnern gescheiterter Ehen (pauschal) einen Umgang mit ihren Kindern in ihrer Muttersprache behördlich nicht gestatten, möchte ich nur Folgendes anmerken:

    Kinder können eine Sprache relativ mühelos und schnell erlernen, aber bei bei mangelndem dauerhaften (täglich und mehrstündig) Kontakt mit der jeweiligen Sprache können sie diese Fähigkeit auch wieder schnell verlieren, insbesondere ihr aktives Können.

    Jeder, der seine Kinder zweisprachig erzieht, wird sicherlich bestätigen können, dass die Kinder insbesondere nach einem längeren Urlaub im Heimatland des Elternteils, der die nicht im Wohnland gesprochene Sprache repräsentiert, wesentliche Fortschritte in dieser "zweiten" Sprache machen und diese - oft recht plötzlich - viel besser als bisher beherrschen, nach der Rückkehr ins Wohnland dieses Können aber bis zum nächsten Urlaub wieder (bei manchen Kindern relativ stark) abflacht, weil im Wohnland wieder die "erste" Sprache in Kindergarten, Schule, Freizeit etc. dominiert.

    Geringfügige Leistungsschwankungen stelle ich persönlich sogar dann fest, wenn ich mehrere Tage hintereinander relativ wenig mit meiner Tochter "sprachlich arbeite" (dann im Negativen) oder wenn ein verregnetes Wochenende zum ausgiebigen Vorlesen und Quatschen genutzt wird (dann im Positiven).

    Ich persönlich kann mir nur schwer vorstellen, dass in Deutschland lebende Kinder aus einer gescheiterten deutsch-polnischen Ehe, die nicht ständig beim polnischsprachigen Elternteil wohnen, sondern diesen nur alle 14 Tage für ein Besuchswochenende oder noch seltener sehen, langfristig überhaupt eine verständigungsfähige Kenntnis des Polnischen bewahren können. Diese Kinder werden sicherlich weiterhin Polnisch verstehen, aber mangels täglicher Praxis werden sie kaum in der Lage sein, altersgerecht (für sich persönlich zufriedenstellend) zu sprechen.

    Wenn die Ex-Partner sich nach der Trennung so in den Haaren liegen, dass sogar mehrere Monate lang überhaupt kein Kontakt der Kinder mit dem polnischen Elternteil stattfindet, besteht aus meiner ganz persönlichen Einschätzung kaum eine Chance, die Zweisprachigkeit langfristig zu bewahren. Dann sollte man sich die Frage stellen (und diese stellen sicherlich Jugendämter, Familienrichter und andere über zerstrittene Familien entscheidende bzw. urteilende Personen), ob eine angemessene Verständigung zwischen Kindern und Elternteil überhaupt noch möglich ist, nicht nur technisch, sondern auch emotional. Dann sollte man vor allem dem Kind die Wahl überlassen, welche Sprache es sprechen möchte.

    Zitat

    od Oda

    das ist schwierig zu sagen. Ich habe zwei Jungs, und da ist das Interesse eher anders :oczko

    Hallo Oda,

    vielen Dank für die Antwort. Seit langem habe ich nicht mehr ins Forum geschaut, bin aber über die Twitter-Timeline darauf aufmerksam geworden, dass dieser 2007/2008 bearbeitete Thread wieder "aufgewärmt" wurde. Freut mich:-)

    Die Literaturauswahl meiner Tochter geschieht mittlerweile relativ eigenständig. Wir haben herausgefunden, was ihr gefällt, und bestellen in der Regel weitere Bände ihrer Lieblingsreihen (Lola von Isabel Abedi, Conni von Dagmar Hoßfeld/Julia Boehme, Das magische Baumhaus von Mary Osborne, Harry Potter, diverse Bücher von Kirsten Boie und Astrid Lindgren) bzw. versuchen, thematisch verwandte Bücher auszuprobieren. Das klappt ganz gut und wirkliche Fehltreffer beim Fernkauf landen wir eigentlich nicht mehr.

    Sprachliche schwierigere Werke lese ich ihr vor, an leichteren (für ihre Altersstufe vom Verlag empfohlen) versucht sich sich selber, was ihr - im Vergleich zur polnischen Lektüre - zwar schwieriger fällt, aber dennoch klappt.

    Schöne Grüße

    Andreas

    Angesichts der Einstellung des Fragenden komme ich mir jetzt zwar ziemlich dumm vor, überhaupt auf die Frage geantwortet zu haben, empfehle ihm aber dennoch nochmals, einen Blick in die vorrangigen Bestimmungen des Doppelbesteuerungsabkommens (unter anderem Artikel "18"), das auf der Website des Bundesfinanzministeriums zum Download bereitsteht, zu werfen.

    Zwischen Deutschland und Polen gibt es ein Doppelbesteuerungsabkommen, in das man bei grenzüberschreitenden Sachverhalten zunächst einen Blick werfen sollte. Ich habe es gerade nicht parat, man kann es aber im Internet (Finanzministerium?) finden.

    Erwerbsunfähigkeitsrenten sind meines Wissens nach polnischem Einkommensteuerrecht grundsätzlich zu versteuern.

    Es gibt einen allgemeinen Grundfreibetrag, der für 2009 pro Person 3091,00 zł beträgt, d.h. man wird in Polen bereits bei relativ geringen Einkünften zur Steuerzahlung herangezogen, weshalb z.B. auch alle Rentner eine Jahreseinkommensteuererklärung abgeben müssen (praktisch kann dies unter gewissen Voraussetzungen die Sozialversicherungsbehörde übernehmen). Auch wenn die Einkünfte unter dem genannten Wert liegen und man in Polen aufgrund eines entsprechenden Aufenthalts steuerpflichtig ist, muss man übrigens eine Steuererklärung abgeben.

    Soweit mein bescheidenes Wissen zu diesem Thema.

    Zitat

    od Capricorn

    Hallo Andreas,

    Die von Dir genannte Seite Infoseite-Polen, nutze ich schon sehr lange und regelmäßig für den D-PL Pressespiegel.
    Mindestens eine Nachricht aus dieser Seite wird täglich von mir verlinkt.

    Gruß
    Christoph

    Hallo Christoph,

    das hatte ich glatt übersehen. Schön, dass Du Dir die Mühe mit dem Pressespiegel machst. Ich habe mir erlaubt, einen Linktipp zu twittern. Vielleicht gewinnt dadurch das Forum auch ein paar neue Teilnehmer.

    Schöne Grüße aus Chelmno

    Andreas

    Hallo Frank,

    bitte schön. Derartige Aufstellungen sind zwar immer etwas problematisch, weil in Polen die Gehaltsschere sehr weit geöffnet ist, aber eine gewisse Orientierungshilfe bieten sie schon.

    Ich schaue nur noch selten hier ins Forum rein, möchte aber bei dieser Gelegenheit zwei weitere deutschsprachige Websites mit aktuellen und in der Regel sehr präzisen Infos empfehlen, nämlich:

    http://www.das-polen-magazin.de/

    http://www.infoseite-polen.de

    Dank Twitter gibt es in meiner Chelmno-Website jetzt viele überregionale Kurznachrichten, auch über die wirtschaftliche Entwicklung und den Arbeitsmarkt in Polen.

    Schöne Grüße

    Andreas

    Hallo,

    aus Zeitgründen habe ich leider derzeit nicht die Möglichkeit, hier im Forum auf neue Beiträge und Veranstaltungen zu verweisen. Die Website chelmno.info mit ihrer Gliederung in die Bereiche Nachrichten sowie Sehenswürdigkeiten/Geschichte besteht aber weiter.

    Da sich viele Leser näher über Themen wie Politik, Wirtschaft und Kultur in Polen informieren möchten, ist seit einiger Zeit ein per Twitter gespeister Bereich mit Kurznachrichten und Linktipps fester Bestandteile des Informationsangebots. Dort finden Sie insbesondere auch Hinweise auf andere deutschsprachige Websites mit aktuellen Informationen über Polen.

    [Blockierte Grafik: http://chelmno.blox.pl/resource/altstadt090522a.jpg]

    Hallo,

    meiner Einschätzung nach haben sich die allgemeinen Lebenshaltungskosten in Polen denen in Deutschland weitgehend angeglichen. Das gilt insbesondere für Großstädte. Die Mieten für annehmbare Wohnungen entsprechen durchaus deutschem Niveau oder liegen sogar höher, weil Wohnraum knapp ist. Hier wie dort gilt, dass es natürlich standortmäßig starke Unterschiede nach Dorf/Stadt, schlechterer/besserer Stadtteil gibt. Was die Mieten in Warschau betrifft, dürfte ein Blick in Kleinanzeigen, Allegro.pl etc. einen ersten Eindruck vermitteln. Wenn man ans Auswandern denkt, sollte das der erste Schritt sein, denn die Höhe der Miete setzt schon einmal eine untere Grenze für das Gehalt, das man anstreben muss.

    Man wird als aus Westeuropa Zugezogener sicherlich nicht glücklich werden, wenn man sich mit dem polnischen Durchschnittsgehalt begnügt. Statistisch liegt das irgendwo bei 3300 Zloty brutto, aber gerade im ländlichen Raum sind 1000 bis 1500 Zloty netto (!) in der Tat sehr sehr häufig anzutreffen (Arbeiter, einfache Angestellte, einfache Beamte, Verkäufer im Einzelhandel). Davon leben kann man nur, wenn man zum einen schuldenfreien Wohnraum hat oder mietfrei bei Verwandten (viele junge Leute wohnen sehr lange bei ihren Eltern, selbst mit eigener Familie!) wohnt oder sonstwie von Eltern/Verwandten finanziell unterstützt wird.

    Nach meinem ganz persönlichen Eindruck ist es immer noch so, dass viele polnische Familien mit ihrem (im Vergleich zu Westeuropa gesehen) nur schmalen Einkommen deshalb auskommen können, weil sie auf viele Annehmlichkeiten des Lebens verzichten, die in Westeuropa für weit größere Bevölkerungskreise viel selbstverständlicher sind als hier. Ich kenne viele Leute, die folgende Dinge nie machen (können): Ins Restaurant gehen, ins Kino gehen, ins Theater gehen, ein Konzert besuchen, Urlaubsreisen unternehmen, Bücher kaufen, die nicht für Schule und Studium bestimmt sind, Platten kaufen, kostenintensivere Sportarten betreiben. Dieser Verzicht + penibles Haushalten beim Kauf von Lebensmitteln, Bekleidung + sparsames Heizen, Wasserverbrauch etc. ermöglicht es erst, dass Geringverdiener mit ihrem Geld einigermaßen klar kommen.

    Was die Gehälter in Polen angeht, sind die Spannen sehr groß und man findet sogar bei ziemlich vergleichbarem Betätigungsfeld sowohl Gering- als auch Superverdiener. Das gilt auch im kaufmännischen Bereich. 10000 PLN und auch mehr sind in Warschau durchaus machbar, aber mit Sicherheit ist der Kreis der Angestellten, die fünfstellig verdienen, eher klein.

    Wenn man bereits im Ausland fest im Beruf steht und nicht zwingend nach Polen ziehen muss, sollte man meiner Meinung nach ein vergleichbares Gehalt anstreben oder bereit sein, bei seinem Lebensstil Abstriche zu machen. Bewusst sein sollte man sich nämlich auch immer, dass die soziale Absicherung in Polen sehr schwach ausgeprägt ist. Wird man arbeitslos, erhält man ein halbes Jahr lang monatlich max. 150 Euro, unabhängig vom bisherigen Gehalt. Sozialhilfe liegt noch darunter. So gesehen muss man irgendwie privat Vorsorge treffen, entweder durch private Versicherungen oder die Schaffung von Rücklagen, um persönliche Krisenzeiten finanziell zu überstehen.

    Schöne Grüße von der Weichsel:-)

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    Es geht hier um eine Umwandlung von rolna in budowlana - also von einem Acker in Bauland, wofür es eine 5-Jahresfrist für den Verkäufer mit entsprechender Abgabepflicht gibt. Es geht hier um die Gebühr - Planistyczna - ...Daher meinte ich auch, dass ich nicht verstehe, warum wir diese Gebühr zahlen sollen, wo er doch von dieser Umwandlung profitiert.
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    Das (rolna in budowlana) vereinfacht die Angelegenheit sicherlich nicht, wenn es noch ein landwirtschaftlich genutztes Grundstück ist. Auch dazu gibt es viele Fälle im Murator-Forum. Selber kenne ich mich nicht damit nicht aus, darum schreibe ich nichts dazu. Günstiger wäre es natürlich, wenn der Verkäufer den ganzen Behördenkram übernimmt und erst einmal die Kosten trägt.

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    Auch die Bodenverhältnisse sind wichtig, berücksichtigt man mal die Regenmassen der letzten Tage in Polen. Wir verlassen uns da natürlich letztlich auf das Team vor Ort.
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    Ich würde von einem Geotechniker im Bereich des geplanten Standorts des Hauses drei bis vier Bohrungen vornehmen und ein Gutachten erstellen lassen. Das kostet 1000 bis 1500 Zloty und verschafft dem Bauherren und dem Architekten Planungssicherheit, d.h. man schließt aus, dass im Erdreich schwerwiegendere Überraschungen verborgen sind und der Architekt (in Polen der sog. Konstrukteur) kann das Fundament genau den Verhältnissen anpassen und muss nicht "Sicherheitsaufschläge" vorsehen, d.h. das Fundament unnötig breiter/stärker planen als nötig. Dann hat man die vermeintlichen Mehrkosten für das Gutachten doppelt und dreifach wieder drin. Das Gutachten liefert auch Aufschluss über den aktuellen Grundwasserspiegel (der aber wohl auch je nach Jahreszeit und Niederschlagsmengen veränderlich sein kann).

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    Wir werden in den letzten Tagen von Freunden immer wieder auf das Risiko hingewiesen, in Polen zu bauen. Ich weiß nicht, aber mir scheint, das Risiko ist nicht sehr viel höher als hier in Deutschland. Oder bin ich da blauäugig?
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    Egal wo, man sollte sich als Bauherr für alles interessieren, sich selber gewisse Fachkenntnisse aneignen, alles kritisch hinterfragen. Die Probleme beginnen, wenn man die Zügel schleifen lässt.

    Schöne Grüße

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    od Falk
    einige prinzipielle anmerkungen...


    zu 2.
    wenn ihr das grundstueck besitzt hat der verkaeufer keinen anspruch darauf euch vorzuschreiben, wo ihr eure medien herbekommt, ihr muesstet das lediglich mit der ortsverwaltung abstimmen, wo die abzweige von der strasse vorgesehen sind.

    Richtig, der Verkäufer hat generell nicht mehr zu melden. Man sollte aber unbedingt die zuständigen Versorgungsunternehmen ansprechen und sich von diesen SCHRIFTLICH bescheinigen lassen, dass man sich an das vorhandene Netz auch anschließen kann. DAs ist sowieso Voraussetzung für den Erhalt einer Baugenehmigung. Aufpassen sollte man auf die Geltungsfrist dieser Bescheinigungen.

    Praktisch gibt es z.B. Probleme damit, dass man ein Grundstück an einer öffentlichen STraße kauft, in der eine Gasleitung liegt, diese aber wegen vieler Neuanschlüsse an der Straße in den letzten Jahren nicht mehr in der Lage ist, auch noch unser Haus zu versorgen, sondern erst teuer vom Versorger modernisiert werden müsste. Das muss der Versorger theoretisch, praktisch kann das aber viele Jahre duaern. Dass also direkt vor unserem Traumgrundstück eine Gas-, Strom,- Wasserleitung etc. liegt oder sogar schon ein alter Strom- oder Gaskasten vorhanden ist, heißt noch nicht, dass man sich dort anschließen kann. Verbindliche Auskunft darüber kann nur das Versorgnungsunternehmen erteilen.

    Lasst Euch als Grundstückskäufer auch nicht vom Verkäufer/Makler etc. einreden, man könne problemlos Strommasten verlegen, eine Einfahrt woanders als gegenwärtig schaffen etc. Das alles KANN praktisch unmöglich SEIN bzw. sehr sehr teuer werden. Achten sollte man beim ersten Ortstermin auch unbedingt auf Anzeichen, dass in der Erde Telefonkabel etc. liegen (Schächte). Nachbarn wissen meistens mehr als der Grundstückseigentümer. Das gibt natürlich auch, was den Grundwasserstand bzw. die Lage nach ergiebigen Regenfällen angeht (Grundstücksshopping im Hochsommer ist deshalb problematisch).

    Hallo Mulder,

    war länger nicht im Forum. Hier mein Kommentar:

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    1. Flächennutzungspläne werden in Polen von den Gemienden bzw. zuständigen Behörden erstellt und immer wieder einmal erneuert bzw. aktualisiert. Dafür nehmen Gemeinden nach Informationen meiner Frau mitunter 5000 Zloty. Wer muss diese Gebühr zahlen? Verkäufer oder Käufer eines Grundstücks? Ich meine....der Verkäufer, denn er hat das Grundstück ja hier zum Baugrundstück deklariert und profitiert damit schon davon. Oder liege ich da falsch?

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    Wenn Du mit Flächennutzungsplan den miejscowy plan zagospodarowania przestrzennego meinst, ist es Aufgabe der Gemeinde, diesen zu verabschieden und auch die Kosten zu tragen. Wann diese diesen Plan erstellt bzw. auf Wunsch von Grundstückseigentümern ggf. ändert, ist ihre Sache, so dass praktisch in der Tat eine Kostenbeteiligung von der Gemeinde als Voraussetzung für die Einleitung eines aufwändigen und somit teuren Planänderungsverfahrens gefordert werden kann, wobei Kostenbeteiligung aber nicht automatisch heißt, dass der Plan auch unbedingt so geändert werden wird, wie man es gerne möchte.

    Ob ein Stück Land Baugrundstück ist oder nicht, hängt einzig und allein vom miejscowy plan zagospodarowania przestrzennego ab, dessen Vorschriften alle binden. Selbst wenn ein Eigentümer im Zusammenspiel mit einem Verwaltungschef plant, auf irgendeinem Acker Baugrundstücke auszuweisen, sollte man solange warten, bis der miejscowy plan zagospodarowania przestrzennego rechtskräftig geworden ist. Den Entwurf dieses Plans verabschieden muss nämlich nach komplizierten Vorarbeiten (Abstimmungen mit Dutzenden Behörden und öffentlichen Stellen) der Gemeinderat (also spielt hier auch die Kommunalpolitik und somit Einflüsse eine Rolle, die mit als Außerstehender nicht unbedingt voraussehen kann). Dann erfolgt noch eine rechtliche Prüfung durch den Woiwoden. Erst wenn der Plan im Amtsblatt veröffentlicht worden ist, ist er soweit verbindlich, dass man sich auf seine Bestimmungen verlassen kann bzw. eine Entschädigung erhalten kann, wenn sich dieser später nach gerichtlicher Prüfung doch als rechtswidrig erweisen sollte.

    Ich würde daher auf die Erklärung eines Grundstückseigentümers, der verkaufen will, dass es sich um ein Baugrundstück handelt, keinen Heller und Pfennig setzen, sondern Einblick in den derzeit gültigen miejscowy plan zagospodarowania przestrzennego nehmen, denn allein dieser beschreibt, was man mit dem Grundstück tun darf (das kann bis zur Farbe des Gartenzauns, der Art der Dachziegeln, der Form der Fenster, der Geschosshöhe, der Fassadenbreite etc. gehen). Wenn man wirklich scharf auf ein potentielles Baugrundstück ist und wirklich nicht bis zum Abschluss des gesamten Planungsverfahrens warten will, kann man auch einen Vertrag mit dem Grundstückseigentümer unter der auflösenden Bedingung schließen, dass man vom Kaufvertrag zurücktreten kann, wenn nicht innerhalb einer bestimmten Frist die Ausweisung als Baugrundstück im miejscowy plan zagospodarowania przestrzennego erfolgt. Das ist aber höhere Juristerei und sollte man mit einem Notar besprechen.

    Kaufst Du jetzt doch und kannst Du mangels entsprechenden Bestimmungen im miejscowy plan zagospodarowania przestrzennego doch nicht Dein Traumhaus bauen, kannst Du natürlich den Verkäufer zivilrechtlich verklagen, weil er Dir zugesichert hatte, dass es ein Baugrundstück sei. Die Erfolgschancen beurteile ich aber als sehr gering, weil der miejscowy plan zagospodarowania przestrzennego öffentlich zugänglich (in vielen Gemeinden sogar im Internet) ist und jeder seinen absoluten Vorrang kennt. Außerdem wird der Notar sowieso in den Vertrag hineinschreiben, dass der Käufer auf die Bedeutung des miejscowy plan zagospodarowania przestrzennego aufmerksam gemacht worden ist (kenne ich zumindest als Standardklausel, damit der Notar sich selber von einer eventuellen Haftung befreit, weil sich der Käufer später schlecht beraten fühlt).


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    2. Wir haben für unser ausgesuchtes Grundstück gemäß Flächennutzungsplan sowie dem Plan, wo die
    Anschlüsse verzeichnet sind dank unserer Architekten einen guten und kurzen Weg für die Wasserleitungen gefunden. Nun will der Besitzer bzw. seine Schwester, die neben uns später bauen will aber, dass wir von einer 120 m entfernten Straße die Medien (Strom, Wasser ziehen). Und plötzlich veränderte sich sein ursprüngliches Angebot, indem er uns neue Hürden auferlegte. Was meint Ihr? Ist das seriös?
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    Natürlich nicht. Fälle, in denen Leitungen, Rohre etc. über private Grundstücke zum eigenen Grundstück gezogen werden müssen, sind immer zwickelig. Leichter getan als gesagt, aber man sollte besser nur ein Grundstück mit direkten Zugang zu einer öffentlichen Straße kaufen. Muss die Erschließung über andere Grundstücke oder einen Privatweg erfolgen, sollte man diese Fragen rechtzeitig in einem umfassenden schriftlichen Vertrag mit den anderen Grundstückseigentümern regeln, damit es später (vielleicht nach vielen Jahren erst) keine Überraschungen gibt. Auf mündliche Versicherungen sollte man sich selbst bei netten Nachbarn nicht verlassen. Deine Frau könnte mal das Forum von murator.pl durchsehen (hatte ich schon einmal empfohlen). Dort findet Ihr Dutzende von Streitfällen, die sich aus derartigen Erschließungsfällen ergeben.


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    3. Wir sind daraufhin übergegangen, neue Grundstücke ins Auge zu fassen und haben im gleichen Ort weitere gute Grundstücke gefunden, die ursprünglich einmal ein Developer gekauft hat, der nun aber von seinen Investitionsvorhaben wieder abgetreten ist. Leider gestaltet sich auch hier die Kommunikation schwierig, weil wir bis heute keine Karte über mögliche Medienanschlüsse bekommen haben. Müssten wir beim Kauf hier etwas besonderes beachten? 22% Steuern oder so etwas??
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    Immer zuerst einen Blick in den miejscowy plan zagospodarowanie przestrzennego werfen, damit man sich orientieren kann, was baurechtlich überhaupt zulässig ist. Bei einem Developer (aber natürlich auch einer Privatperson als Eigentümer) sollte man natürlich auch das Grundbuch genau studieren, was dort für Belastungen eingetragen (bzw. zum Eintrag ins Grundbuch beantragt worden) sind, denn Developer kaufen oft auf Kredit. Übrigens gibt es auch eine Mithaftung eines Grundstückkäufers für Steuerrückstände des Verkäufers. Details habe ich nicht im Kopf, aber es gibt fiese Fälle, in denen das Finanzamt nach dem Verkauf auf das Grundstück zugreifen will, weil der Verkäufer Steuerschulden hat. Das ist wohl in der Abgabenordnung geregelt und unter gewissen Bedingungen möglich, ohne dass diese rechtliche Belastung im Grundbuch vermerkt ist. Darauf sollte man einen Notar ansprechen, wie man sich hiervor absichern kann.

    Ich empfehle Euch die Lektüre des Murator-Forums http://forum.muratordom.pl/ an dem man sich natürlich auch aktiv beteiligen kann. Dort kann man relativ verlässlich Antworten auf selbst spezielle Fragen erhalten, weil es DAS Bauherren und -frauen-Forum in Polen ist.

    Schöne Grüße

    Andreas

    Zitat

    od Mulder

    Es mag sein, dass ich ein unverbesslicher Träumer und Spinner bin, aber ich habe das Gefühl, dass das Leben auf dem Land noch gewisse Wurzeln hat. Jeder mag das anders sehen. Gerade mit unseren jüngeren Erfahrungen aus Warschau kurz zuvor aber glauben wir nun, das richtige gefunden zu haben. Irrungen und Wirrungen gehören einfach zum richtigen Weg.
    Jetzt warten in nächster Zeit einige Fallstricke auf uns, von der Klärung des Wegerechts am Grundstück selbst bis hin zu den einzelnen Bauabschnitten, die ein unabhängiger Bauinspektor für uns vor Ort kontrollieren wird. Wenn es hilft und gewollt ist, werde ich alle Erfahrungen hier im Forum weiter geben - sowohl die negativen als auch die positiven Überraschungen. So etwas ist ja schon in Deutschland Doku-Format (Mein Traum vom Haus etc...)... :ostr

    Hallo Mulder,

    das sind ja tolle Neuigkeiten, herzlichen Glückwunsch:-) Euer Timing ist gut, denn die Baupreise und Verfügbarkeit von Handwerkern sollen wieder auf ein erträglicheres Maß gesunken sein. Ist halt doch irgendwie Krise in der Baubranche. Gut für Bauherren und -frauen:-)

    Über die Vor- und Nachteile des Großstadt- und Provinzlebens haben wir uns in der Vergangenheit schon reichlich ausgestauscht. Da das erste Schuljahr unserer Tochter jetzt zu Ende geht, möchte ich aber nicht verschweigen, dass die mangelnden Wahlmöglichkeiten und beschränkten Angebote, was Schule und andere außerschulische Betätigungsformen für Kinder angeht (Sport, Kultur und Freizeit im weitesten Sinne), in der Provinz doch sehr eingeschränkt sind und mit zeitraubender Fahrerei erschlossen werden müssen. Außerdem haben die Ergebnisse des diesjährigen landesweiten Leistungstests der letzten Grundschulklassen wieder einmal gezeigt, dass - rein leistungsmäßig - das Niveau in großstädtischen Schulen im Durchschnitt erheblich höher ist als "auf dem Dorf". Das nur als zusätzliche Info für alle, die auch über einen Umzug nach Polen nachdenken.

    Schöne Grüße

    Andreas

    Geburtsurkunden bekommt man in Polen beim Standesamt, das für die Gemeinde zuständig ist, in der man geboren wurde. Das gilt für Personen, die innerhalb der letzten 100 Jahre auf die Welt gekommen sind. Danach wandern die entsprechenden Unterlagen in die örtlich zuständige Abteilung des Staatsarchivs (Archiwum Panstwowe), bei der man dann ggf. die Kopien bestellen muss.

    Im vergangenen Jahr hatte ich mich erkundigt, ob und wie man sich aus dem Ausland Personenstandsurkunden beim Standesamt meines Wohnorts besorgen kann. Ich gehe davon aus, dass dies in ähnlicher Form auch in anderen polnischen Standesämtern möglich ist.

    Das Verfahren habe ich hier beschrieben:

    http://www.chelmno-info.com/personenstands…mno-beantragen/

    Beantragen kann man eine mehrsprachige Ausfertigung, so dass ggf. eine Übersetzung für die weitere Verwendung in Deutschland entfällt. Siehe dazu:

    http://www.chelmno-info.com/polnische-pers…ge-formblatter/

    Wenn irgendjemand aus dem Forum schon Erfahrungen mit der grenzüberschreitenden Besorgung von Personenstandsurkunden in Polen gesammelt hat, wäre es sicherlich schön, wenn er kurz berichten könnte, denn das Thema interessiert ziemlich viele Leute.

    Zitat

    od jurek
    Es wurde während der Besatzungszeit Hitlerdeutschlands in Polen anscheinend Kinderraub begangen:
    Kolportiert wird eine Geschichte, in der ca 200.000 polnische Kinder, die blonde Haare und blaue Augen hatten, ins deutsche Reich aus Polen entführt wurden.
    Gibt es Zeitzeugen?
    Haben diese Kinder ihre Eltern womöglich wiedergefunden, und der ein oder andere sein/ihre Geschichte aufgeschrieben?
    Ich suche Literatur. Möglichst deutschsprachig, aber ggf. auch polnisch, englisch oder französisch. Das Schicksal dieser Menschen interessiert mich.

    jurek

    Die Tätigkeit des sog. "Lebensborns" ist meines Wissens nach bereits sehr detailliert erforscht. Zu "arisierende" Kinder wurden von den Nazis nicht nur aus Polen, sondern auch aus anderen besetzten Ländern verschleppt.

    Einen Überblick über den "Lebensborn" liefert u.a. folgender Artikel im Spiegel:

    http://einestages.spiegel.de/static/topical…_der_nazis.html

    In den Kommentaren unter dem Artikel geben Leser einige Literaturhinweise.

    Leider kann ich mich nicht genau an die Titel erinnern, aber sowohl im deutschen als auch polnischen Fernsehen hat es bereits mehrfach Sendungen über betroffene Kinder gegeben, die u.a. erst lange nach dem Krieg (nach dem Mauerfall) von ihrer wahren Identität erfahren und ihre nächsten Verwandten z.B. in Polen kennengelernt haben. Erschütternde Schicksale ...