Bei Arbeitnehmern beträgt der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung ab 2007 9%. Diesen Beitrag trägt der Arbeitnehmer allein, jedoch kann er 7,75% steuerlich geltend machen, d.h. entsprechend seine Einkommensteuer mindern, so dass die tatsächliche Belastung nur 1,25% beträgt.
Eine korrekte Einschätzung des polnischen Gesundheitssystems hat Diabel bereits geliefert. Bestechungen sind eigentlich nicht mehr nötig, weil man alles legal-privat machen kann, nur haben das viele noch nicht mitbekommen.
Bei uns vor Ort sieht es so aus, dass Hausarzt und Kinderarzt problemlos und mit Wartezeit von max. 15 Minuten im Rahmen der gesetzlichen Krankenkasse verfügbar sind. Bei Fachärzten wird es schon schwieriger, weil die Krankenkasse Limits setzt und pro Quartal und Monat nur X Patienten sich untersuchen bzw. behandeln lassen können. Diese Warteschlangen schrumpfen aber manchmal rasch, weil sich viele Leute fieserweise gleichzeitig in mehreren Praxen anmelden und dadurch die Warteschlangen zunächst künstlich aufgebläht werden. Wenn man also etwas warten kann, bekommt man kostenlos einen Termin beim HNO-Arzt, Hautarzt etc.
Wo es eiliger oder bequemer sein soll, zahlt man 30 bis 100 Zloty pro Visite als Privatpatient.
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Also offiziell dürfen Geburten nichts kosten, aber wer eine Klinik sucht kriegt eben eine Beteiligung nahe gelegt und wird dazu gedrängt. "
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Solche Praktiken sind illegal und das wissen sowohl Patienten als auch Ärzte. Durch die ganze Bestechungs-Hysterie-Welle, die durchs Land geschwappt sind, sind die Ärzte in Krankenhäuser sehr sehr vorsichtig geworden und nehmen noch nicht einmal die früher üblichen Dankeschöns in Form von Pralinen, Kaffee und Blumen mehr an.
Geburt:
Das einzige, was z.B. die Krankenkasse bei der Geburt meiner Tochter nicht übernommen hatte, waren die Kosten für die von meiner Frau gewünschte Rückenmarksbetäubung. Ansonsten haben wir keinen Pfennig dazubezahlt und haben auch diesen Krankenhausaufenthalt (wir haben familiär leider schon einige hinter uns) in guter Erinnerung behalten.
Was die Verfügbarkeit von Betten angeht, sucht sich jede schwangere Frau doch rechtzeitig ihr Krankenhaus aus. In der letzten Phase vor der Geburt werden doch alle paar Tage Untersuchungen durchgeführt, so dass das Patientenverhältnis schon viel früher begründet wird als dann, wenn endlich die Wehen einsetzen und die stationäre Betreuung beginnt. Situationen, dass man sich erst kurz vor der Geburt ein Krankenhaus sucht, sind doch wohl eher Ausnahmefälle, es sei denn, es tut sich was weit vor dem Termin.