Beiträge von jurek

    Zitat

    Original von Lars726

    ...danke oby. wenigstens einer der meine frage richtig verstanden hat. deshalb habe ich auch gesagt, dass es eine wertfreie frage sein soll und dass es trotz allem ein schreckliches unglück ist. was aber nicht heißen soll, dass ich deshalb in trauer ausbrechen würde.

    Ihr beiden seht nur die Medien.
    Unter den Leuten gibt es viele, die durchaus auch sehr ambivalente Emotionen äußern:
    Ein Handwerker, der bei uns renoviert, erzählt, dass er zwei der nun toten Insassen kennt:
    Eiinen Stadtratsabgeordneten aus Stettin, dem er keine halbe Träne nachweint (kennt er von Kindheit an, war das größte A' in der klasse) und einen anderen, der ein Freund, gleichzeitig vertrauenswürdiges und hoch angesehenes Mitglied des Kolberger Stadtparlamentes war. Um den trauert er sehr.

    Jurek.

    Zitat

    Original von Lars726

    wenn ich jemanden verachte dann spüre ich nichts. sorry.

    Lieber larsxyz
    Es ging darum, falls ein Dir lieber Mensch in solcher Unglücksmaschine von irgendwem zum Märtyrer gemacht wurde, ohne dass dein lieber Mensch in dieser Maschine das vorhatte oder gar mitgetragen hätte, wie du dann reagieren würdest.
    Denn das ist genau das, was die Leute in Polen, die nun mit Tränen in den Augen gemeinsam Kerzen abstellen, an allen Plätzen, an denen sie sich zusammenfinden, bewegt, dies zu tun.

    Und das würde ich nicht als Heuchelei abtun, es sei denn, ich wäre gewissermassen empathieloser Autist.

    Jurek.

    Zitat

    Original von ichbins
    Die Polen haben sich sicher nicht dafür geschämt dass er ein Mensch war, sondern eher für seine Art wie er regiert hat.

    Möge er seinen Frieden finden wo er jetzt ist, dass gilt selbsverständlich auch für die anderen Unfallopfer, seine Fehler die er begangen hat sollte man ihm verzeihen.

    Niemand ist perfekt!!

    Man stelle sich vor, Polen sei Atommacht mit einem Kaczinski als chef....
    Tjaaaa, niemand ist perfekt, heute mal ein Bömbchen hier, morgen mal da...

    jurek.

    Zitat

    Original von Lars726
    ich wünsche niemandem den tod. bei den dokumentationen hört man immer nur, dass um kaczynski getrauert wird.

    wenn ich jemanden verachte, dann setzte ich mich nicht hinterher in die kirche, zünde lämpchen an und heuchele trauer

    Lars, achtest oder schätzt Du irgendwen?
    Wenn der dann mit in so einer Unglücksmaschine sitzt, die einer aus Heldentum in die Bäume setzt, weil er unbedingt da landen muss, wo's gerade garnicht geht, wias spürst Du dann?
    Trauer? oder Wut?

    Jurek

    wir ham heut am Küchentisch etwas betreten mit belegter Stimme 'nen Witz getauscht:
    "Schon schade, kann man nun nicht mehr Witze über die lustige Kartoffel reissen, geht nicht mehr ..."

    nic nie sie stalo

    jurek

    Es geht vor allem um die Tragödie, dass so viele kluge und hier beliebte Köpfe mangels technischer Ausstattung des Ziel-Flughafens nicht auf der umnebelten Landebahn, sondern im Nirwana angekommen sind. Dies aufgrund eines Gedankens von Heldentums, sei es der Präsident selber gewesen, oder sein Pilot eigenmächtig.
    Und nicht um letzteren aber die anderen großteils nun ungedachten Gedanken trauert zu Recht die Nation.

    Zitat

    Original von Oda


    Genau! Mein polnischer Mann und ich sind eben zu der selben Vermutung gekommen..
    Oje, wenn ich daran denke, wer alles nicht mehr lebt! Manche von den Politikern hat man täglich gesehen. Ich mochte sehr die Izabela Jaruga-Nowacka. Man war das 'ne Frau. Sie hat mich immer sehr beeindruckt.

    und das ist das, was mich mitfühlenderweise auch betroffen macht.
    Wenn man sich vorstellt, eine Maschine voll mit Leuten wie mit Richard von Weizäcker an Bord, Aussenminister A.D. Fischer, Gesine Schwan, Genscher, und anderen solcher Köpfe stürzt ab..
    Ich würde mich auch so fühlen, wie viele Polen: Ein zweites Katyn. Ein großes Stück Kultur, geistiges Leben, Identifikation abgeschnitten. Nicht nur in Diplomaten- und Politikerkreisen, denen Freunde und Verwandte verlorengingen.

    Aber die Innensicht als Ausländer läßt mit dem Kopf nicken: Es musste mal so kommen, bei diesem ganzen polnischen Heldentum. Die fahren ja auf den Straßen auch so, als ob jeder 7 Leben hat, und nicht nur eins. Und reissen auch meist noch Unschuldige - zur falschen zeit am falschen Ort - mit sich...
    Ob der Pilot möglicherweise der polnische Held war, der seinen Landeanflug auch beim dritten erfolglosen Mal noch nicht aufgab, und nicht nach Anweisung der Fluglotsen nach Minsk bzw. Moskau abdrehte, oder ob es die Anweisung des Präsidenten selber war: Das bleibt Spekulation.
    Auf jeden Fall war der wiederholte Anflug im dicken Nebel ohne radargestütztes Automatik-Landesystem (seitens des Flughafens noch nicht vorhanden) ein klarer Fall von polnischem Heldentum. Nicht mehr, nicht weniger.
    Das hat auch mitnichten mit ehemals und partiell angespannten Beziehungen zwischen (Staat!)Russland und (Staat!)Polen zu tun.

    Jurek.

    Ich hoffe sehr, dass die Ursache auch in Polen klar erkannt und diskutiert wird, und dass das Vakuum an hellen Köpfen an der Spitze, von denen einer unbedingt den Held spielen musste, durch Nachdenken aufgefüllt wird.
    Dafür werde ich morgen 2 min schweigen.

    Es wurde während der Besatzungszeit Hitlerdeutschlands in Polen anscheinend Kinderraub begangen:
    Kolportiert wird eine Geschichte, in der ca 200.000 polnische Kinder, die blonde Haare und blaue Augen hatten, ins deutsche Reich aus Polen entführt wurden.
    Gibt es Zeitzeugen?
    Haben diese Kinder ihre Eltern womöglich wiedergefunden, und der ein oder andere sein/ihre Geschichte aufgeschrieben?
    Ich suche Literatur. Möglichst deutschsprachig, aber ggf. auch polnisch, englisch oder französisch. Das Schicksal dieser Menschen interessiert mich.

    jurek

    Lieber Sapere Aude, liebe Oda,

    bitte, es ging mir darum, weil mich als in Deutschland aufgewachsenem, das aufgrund der sehr unterschiedlich wertenden Wahrnehmung der historischen Figur des "Preussen in Staatsraison" - Bismarck - interessierte, die Gründe für diese unterschiedliche Bewertung besser zu verstehen.
    Es wurde "Kulturkampf" genannt, dass die polnische Sprache in den Schulen verboten war, dass Bismarck fast als Antikatholik zu bezeichen war, dass er die mangelnde Assimilation der besetzten Polen in Preußen beklagte, und in einem Brief an seine Schwester schrieb: (Zitat Moulder):

    "Haut doch die Polen, daß sie am Leben verzagen, ich habe alles Mitgefühl der Welt für ihre Lage, aber wir können auch nichts dafür, daß der Wolf von Gott geschaffen ist, wie er ist, und man schießt ihn doch dafür tot, wenn man kann."
    Eine solche Sichtweise ist nicht zwingend anti-polnisch, sondern sie folgt einem fatalen Kalkül eines vermeintlich logischen Naturgesetzes (Geht es um Macht?)..."
    (Zitat Moulder Ende)

    Es war die Zeit des aufkeimenden Nationalismus in Europa. Bismarck war auch in der damaligen Weltpolitik teils nur ein kleines Rädchen, und in seiner Zeit und den damit verbundenen politischen Mechanismen verhaftet. Seine fatalistische Äußerung im Brief gegenüber seiner Schwester jedoch deutet damals breits schlimmeres an...

    Danke an Euch, Moulder, Oda, das Ihr mir einen Einblick in Eure Detailkenntnisse gewährt habt.
    Das macht es mir leichter, das bei uns in Deutschland durchweg positive Bild der Sekundarstufe 2 dieser für Deutschland wichtigen historischen Figur aus der polnischen Sicht zu relativieren.

    Vielen Dank!

    Jurek

    Danke an alle für die Details bisher -
    Dass eine Besatzungsmacht und deren Chef eher schlecht angesehen ist, ist klar,
    doch von einem "Kulturkampf" gegen Polen seitens Preußen/Bismarck war mir so detailliert bisher nichts bekannt.
    Danke für die Info's...
    @Mulder: Hab keine Literatur dazu, doch ein offenes Ohr bei meinen polnischen Bekannten - wir sprachen neulich zufällig über Bismarck...

    jurek

    Mit Bismarck verbinden sich im deutschen Geschichtsunterricht der Sekundarstufe 2 eigentlich viele positive Aspekte: Diplomat, Ausgleich mit den Nachbarn suchend, Verträge schließend, usw, usw...
    Allerdings ist Bismarck in Polen fast eine Hassfigur. Jedenfalls ein Bild, welches in der Politik gerne bemüht wird, um gegen einen äußeren Feind Mobil zu machen.

    Meine Frage geht dahin: Sind eventuell kompetente Leute beider Flagge und Schulausbildung in der Lage, mir eine schlüssige Antwort zu geben?
    Bzw. jeweils das empfundene/und auch geschichtlich richtige Bild zu liefern?

    Danke Im Voraus

    Jurek

    Lieber Kolberg,

    Das war ganz grob vor etwa zwei bis drei Wochen, so gegen 11 Uhr.
    Genauer lässt sich das nicht sagen. Aber ich sehe diese Sache so:

    Die haben ihre kleine Patrouille zu Ausbildungszwecken in Marsch gesetzt Richtung Ustronie Morskie, und dann haben die beiden Offiziere sicherlich genau das getan, was sie tun müssen, um die grünen Jungs zu erziehen:

    Hinterherfahren, und kontrollieren, wie sie in der Öffentlichkeit auftreten - um ihnen bei Ankunft weißgottwo - gehörig den Marsch zu blasen, und sie postwendend den ganzen Weg zu Fuß zur Kaserne zurückzuschicken.

    Man sollte aus einer Mücke keinen Elefanten machen ;)
    also bitte nicht deswegen eine Palastrevolte anzetteln.
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    Es ist sehr schön, wenn der Bürgermeister (Stadtpräsident) nach Travemünde kommt. Es ist gut möglich, dass ich dann auch in der Gegend bin: Auf einem Segeltörn Richtung Oslo. Falls ja, schaue ich mal rein, Herrn Janusz Gromek kenne ich vom sehen auch - er liebt es, in Lederkluft mit seinem Chopper(Harley Davidson?) in den Yachthafen zu blubbern, wo er mit den Seglern auch gerne einen Schnack hält.

    Wenn Du wissen willst, was ich sonst so von dieser hübschen Gegend halte in der meine Tochter aufwächst, dann lies doch mal hier:

    Pommernküste

    jurek

    Lieber Kolberg,

    zunächst ganz, ganz herzlichen Dank für Deine fundierte Detaillierung/Korrekturen zu den Ereignissen am 18. März 1945 sowie dem dadurch auch bei mir veränderten Gesamtbild von den Feierlichkeiten anläßlich der "...Beendigung der Kämpfe" in Kolberg in diesen Tagen.

    Ich habe erst jetzt die ganzen weiteren Beiträge gelesen, und finde die Diskussion außerordentlich spannend. Und toll finde ich, in welchem Stil sie geführt wurde/wird.
    Ich freue mich außerordentlich darüber, dass mein Thema solch teilnehmendes Interesse gefunden hat - und wie dadurch auch für mich selber eine Relativierung meines emotional gefärbten Eröffnungsposts stattfindet.

    Ich habe darin jedoch nur eine kleine Facette, einen "Schnappschuss", eine Momentaufnahme beschrieben, als ich zufällig wenige Stunden in der Stadt war.
    (Von der gemeinsamen Kranzniederlegung 4 Tage vorher beispielsweise wusste ich nichts...).
    Diese engwinklige Makro-Nahaufnahme ist nun um viele Facetten reicher.

    Dafür danke an alle!

    Jurek

    Nun noch ein kleiner Nachtrag (wieder nur eine kleine Momentaufnahme):

    Ich war vor ein paar Tagen mit meiner kleinen Tochter am Strand, bei Kolberg.
    Es kamen vier bewaffnete sehr junge Männer, wohl Wehrpflichtige, in Kampfanzügen den Strand heruntermarschiert. Rucksäcke, Gewehre. Diese nicht über der Schulter senkrecht, sondern im Anschlag - mit dem Lauf nach vorne.
    Als sie um die 100 m weit weg waren, dreht sich einer um, und zielt, in unsere Richtung:
    Ich bin unwillkürlich in die Hocke gegangen.
    Kurze Zeit später allerdings:
    zwei polnische Offiziere kommen mit einem Jeep an den Strand gefahren,
    stehen oben auf der Düne und schauen durch große Ferngläser minutenlang
    ihren Jungs hinterher...

    Heute ist der 21.März 2009.
    Polen ist EU-Mitglied.
    Polen ist seit Jahrzehnten ein unabhängiger Staat.

    Polen hat gemeinsam mit der russischen Roten Armee am 21.März 1945 Kolberg eingenommen.
    Alle Einwohner Kolbergs sowie die vielen pommerschen und ostpreussischen Flüchtlinge wurden unter Schiffsartillerieschutz deutscher Kriegsschiffe in den letzten Tagen der eingekesselten, die letzten 700 Jahre deutschen Stadt evakuiert.
    Mit Fischerkähnen, Ruderbooten, Segelbooten, alles, was ein paar Menschen wegbringen konnte, auf die Frachter und großen Schiffe, die auf der Reede lagen. Bis auf eine kleine Gruppe deutscher Soldaten, die am Hafen zum Schluss nicht mehr wegkamen...
    Soweit die letzten Stunden dieser ehemals deutschen Stadt, die von der russischen Artillerie dem Erdboden zu jenem Zeitpunkt weitgehend gleichgemacht war.
    Bis auf die Marienkathedrale, die als Artillerie-Zielpunkt möglichst stehenbleiben sollte.

    Heute, am 21.März 2009 flanieren auch viele deutsche Touristen über die Strandpromenade von Kolobrzeg. Eine Kurstadt die aus der Historie zehrt, doch auch erfrischend neu ist. Die Gäste kommen aus Berlin, sind 50-90 Jahre alt, und, wenn sie nicht am heute ebenfalls veranstalteten Kolberger Stadtlauf über die Promenade teilnehmen, genießen sie die frische Seeluft, erholen sich bei einer gekonnten Massage, die der Wirbelsäule guttut, oder stehen an der Läufer-Strecke, und klatschen Beifall, wenn der 90-Jährige aus Hamburg auf seinem 12 km-Lauf vorbeikommt. Mehr gehend als laufend.

    Doch dann hört man im Hafenviertel Schüsse, Panzermotoren.
    Die Leute zucken unwillkürlich zusammen, fühlen sich bedroht.
    Die polnische Armee rückt an, und zelebiert die Eroberung Kolbergs als Befreiung.
    Heute ist nicht nur Tag des Stadtlaufes, sondern auch Tag der Befeiung Kolbergs.
    Mit Kriegsspielen auf der Strandpromenade:
    Soldaten schießen,
    werfen sich hinter Häuserecken, töten die verhassten Feinde erneut,
    erobern Kolberg erneut.
    Panzer rollen zum Leuchtturm, die sind aus dem Kriegsmuseum, welches im einzigen erhaltenen Gebäude aus der Hansezeit in Kolberg untergebracht ist.
    Das ganze war eine Idee des Chefs jenes Museums der Tötungsinstrumente.
    Viele Leute schauen sich das Spektakel an.
    In früheren Jahren kam eine Abordnung der polnischen Armee, marschierte zum Denkmal an der Promenade, legte einen Kranz nieder, salutierte.

    Heute werden hier auch Kriegsspiele inszeniert.
    Ich will nicht in den Kopf des 90-Jährigen Läufers aus Hamburg sehen, wenn er zurückdenkt an das, was ihm hier einst als Junge wiederfuhr, als er nun die Schüsse und die Panzermotoren wieder hören musste. Obwohl er nur zu einem Stadtlauf in seine alte Heimatstadt gekommen ist.
    Auch nicht in den Kopf des alten Polen, der kopfschüttelnd der Kriegsinszenierung kurz zusah, den Kopf senkte und wegging. Wie auch viele andere seiner Generation.
    Ich sah eine alte Frau, die die Hände vors Gesicht schlug, und im weggehen anfing zu weinen.

    "Das ist für die polnischen Helden".
    Hört man aus der Presse: Der Kriegsmuseums-Direktor,
    Wächter über die mitten in Kolberg ausgestellten Mig's, Raketenwerfer und Kanonen macht ein Fass auf.

    Die positive Identifikation mit allem, was mit Waffen und mit Armee zu tun hat, ist in Polen sehr hoch. Hier sind alle Veteranen Helden, ohne Makel, ohne jegliche Krititk an der Sache an sich. Die Sache heißt Krieg.

    Jurek

    Zitat

    Original von Obywatel GG
    Im Hühnerfleisch ist Zink was für das Immunsystem wichtig ist.
    Wärst Du nicht damit unterversorgt würdest Du die Hühner nicht brauchen :oczko

    Im übrigen ist es nicht das Zink, sondern das nidrigdestillierende Hühnerfett.
    Das sage ich mal als studierter vom Fach, der es wissen muss.
    Das Hühnerfett (kaum gebraten, sondern eher ausgekocht) und mit einer Suppe aufgenommen wird aufgrund bisher wenig erforschtem Mechanismus
    zu einem gewissen Teil über die Lunge wieder ausgeschieden, und hat dort folgende Wirkung:

    Beschichtung der Epithelzellen mit einer dünnen, aber dennoch luftdurchlässigen Fettschicht, so dass Viren keine Chance habe, recht an die Zellwände heranzukommen.

    Verflüssigung von vorhandenem Schleim, bessere Abhustung.

    Antibakterielle Wirkung - wahrscheinlich durch Immobilisierung der Bakterien.

    So der Stand der Wissenschaft zur Hühnersuppe - der gekochten.

    Joern

    Ich fühl mich seit ich in Polen bin, recht krank...
    Liegt wahrscheinlich an der überschwenglichen Gastfreundschaft mit noch verdammt viel besserem Bier als in good old germany....

    Sollte mal einen Lebertest machen?

    Was yellowcake ist, weiss jeder hier....
    ansonsten googeln.

    Völlig verstrahlt finde ich die Amerika-Attitüde in den Urlaubsorten wie Dzwirzyno nahe Kolobrzeg:
    Da werden inmitten von Naturschutzgebieten anfang Mai (Brutzeit vieler seltener Vögel in den angrenzenden Strandseen) am Strand Quad-Rennen unter der Schwarzen Fahne eines US-investors durchgeführt, um das Quad-Vehikel als Freizeitspass und Naturzerstörer noch attraktiver zu machen.

    Und genehmigt....

    oha.

    Dann fand ich noch sowas:

    http://www.pommerscher-kreis-und-staedtetag.de/prkuelz2007.html

    wie findetet Ihr letzteres???

    Bin selber gespalten dazu. Will nicht einem revanchistischen Ton das Wort reden. Nichts liegt mir ferner. Aber so wie die allermeisten Deutschen akzeptieren, dass damals unter unserem Ländernamen und damit in damaliger Verantwortung aller Deutschen fürchteliche Verbrechen geschehen sind, sollte Polen auch akzeptieren, dass damals (ab 1945) in polnischem Namen ein ganz fürchterliches Verbrechen an etwa 10 Millionen Deutschen geschehen ist (Ostpreussen, Sudetenland, Pommern).
    Es wurden rund ein Viertel aller Zivilbevölkerung NACH dem Ende des Krieges in Pommern umgebracht. Das waren 400000. Und die sprachen dort seit 800 Jahren Plattdütsch.

    Und das gehört genauso zur Geschichtsschreibung wie die deutschen Verbrechen am polnischen Volk. Auch wenn es in polnischen Werken gerne immer wieder ausgeklammert wird.

    Wie wohnt es sich eigentlich so in einem alten Haus, von dem man vielleicht sogar weiss, was mit dessen Einwohnern mal geschah?

    Man kann auch auf der Siegerseite nur verdrängen, wenn man Mensch ist, der mitfühlt - wenn man nicht den Verstand verlieren will, anno 1939-1948.

    Und ich kenne viele Geschichten - Erzählte Lebensminiaturen - in denen die neuen polnischen Herren barmherzig waren, und meiner hungerden, spindeldürren Mutter anno 1947 ein paar Kartoffeln zusteckten - sie war ein Kind von 9 Jahren damals. Flüchtlingskind.

    Bin gespannt auf Kommentare.


    Jurek

    P.S.: im übrigen ödet mich der kommunistisch-nationalistisch eingefärbte Sermon: "Pommern war schon immer polnisch" so dermassen an, dass ich dazu eigentlich nichts mehr äußern will. Doch solche Lesart findet man in Kirchen, Inschriften und anderen überall heute lesbaren "Dokumenten" in Pommern. Es ist eine unglaubliche Geschichtsklitterung.

    Pommern war schon immer eine eigenständige zusammengehörige Landschaft Vom heutigen Rostock bis Leba. Besiedelt um 800 n.Chr von Germanen und Wenden, die aus Südosten zuwanderten - ohne Kriege. Die ersten wirklich großen Progrome erlebte Pommern im 30-Jährigen Krieg, als die Schweden gegen die Deutsch-Kaiserlichen Truppen dort kämpften und Pommern nahezu die Hälfte der Bevölkerung verlor- auch durch die
    Verwüstungen der folgenden Pestjahre.

    Nach wie vor bin ich der Meinung: Die Nationalstaaterei hat sich selber überlebt. In Europa. Ist ein Faktotum, ein rudtimentäres Organ. Es zählt das Europa der Regionen viel mehr als das der Nationen. Was hab ich als alter neuer Pommer mit Bayern am Hut? Richtig: garnichts. Umso merh mit denen, die jetzt hier auch leben. Und deren Sprache ich lerne, so wie sie beim segeln das ein oder andere plattdütsche Wort auch lernen.

    Wie findet Ihr das?

    Heute auf Radio Trojka in den 21:00-Nachrichten, die leider das tolle Jazz-Konzert von Marek Napiorkowski unterbrachen, wurde mitgeteilt, dass angeblich in Deutschland Videomaterial aufgetaucht sein, welches die Amtsräume des polnischen Premier zeige, und in dem auf Stellen in den Amtsräumen hingewiesen wird, wo man Abhörwanzen anbringen könnte.

    Die polnischen Behörden sollen daraufhin die Amtsräume untersucht haben, jedoch nichts gefunden haben. In den Nachrichten kamen dann dazu Kommentare von Geheimdienstlern und von mehr oder weniger Eingeweihten.

    Danach kam ein langer Bericht über streikende S-Bahn und Strassenbahn in Berlin.

    Zeitlich 80% der Nachrichten handelten von Deutschland. Und das nicht nur heute.
    Ist Deutschland immer noch Schuld an allem, was in Polen passiert oder nicht passiert?
    So wichtig kann für Polen dieses kleine, zwar recht und nicht zu schlecht organisierte Land in der Mitte - nein, jetzt eher im Westen Europas gelege - doch garnicht sein.
    Ist Deutschland immer noch der Fixpunkt, der Dreh- und Angelpunkt aller polnischen Fragen?

    Es nervt ungemein, wenn man hier in Polen als Deutscher lebt, dass die Frage der Nationalität iund besonders der deutschen in Relation zur polnischen in den Medien immer wieder hochgespielt wird, als gäbe es nichts wichtiges im eigenen Land an offenen oder strittigen Fragen zu klären.

    Ihr werdet es nicht erleben, dass Berichte über Polen in den deutschen Nachrichten 80 % einnehmen, es sei denn, ein schweres Unglück hat unsern Nachbarn betroffen und man will eine humanitäre Hilfsaktion starten: Hochwasser, abgedrehtes Erdgas oder sonst eine Katastrophe. Oder es gibt einen besonders schönen Anlass, so ausschweifend zu Berichten: Sei es eine Fussball-WM oder eine Olympiade.

    Doch hier gehört: "Fixpunkt Deutschland" zum Alltag.
    Das reduziert schießlich vieles auf die hier bei einfachen Leuten dann alles entscheidende Frage: "Bist Du für Deutschland, oder für Polen?"

    Statt zu fragen: Bist du für mehr oder weniger staatlichen Einfluss auf die Globalisierungsbestrebungen der Konzerne?
    Bist Du für oder gegen stärkere Kontrolle der Legislative durch den einzelnen Bürger?
    Bist Du für oder gegen eine Übernahme von mehr Verantortung des Einzelnen für seine Altersvorsorge?
    Wie kann Polen es schaffen, das marode Gesundheitssystem mit demotivierten, weil drastisch unterbezahltem Ärzte- und Pflegepersonal zu reformieren?
    Wo versickert das meiste Geld in der polnischen Bürokratie?

    Was denkt Ihr?

    Jurek

    Polen-Kritiker (am Staatswesen und seinen Problemen, nicht Kritik an Individuen, Mentalität oder Lebensart) werden in deutschen Seglerforen gnadenlos von deutschen "Polen-Freunden" niedergemetzelt.

    Da reicht ein einfaches Statement etwa im Sinne von:

    Polen fürchten sich mehr vor Diebstahl als Deutsche...
    Und Du bist untendurch:

    "Vorurteil Schubladendenken, Rassismus!!!" alles wird dort jemandem wohlmeinend nur seine polnischen Freunde und Segelkameraden zitierenden um die Ohren gehauen....

    guckt mal bei:
    http://www.segeln-forum.de

    eigentlich ein Lacher. :plotki :ROTFL

    Jurek

    Zitat

    Original von stazki
    § 1 Grundregeln.
    (1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.

    (2) Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, daß kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.

    ... und wenn sich jeder an diese grundsätzlichen Punkte auf ALLEN Straßen halten würde, gäbe es so manchen Ärger nicht! :okok

    meine Unterschrift.
    Aber ich denke fast, (2) kommt aus der Seefahrt. Und gerade (2) finde ich gut. Bin auch Seefahrer.

    Jurek