Die grüne Stadt

  • Interessant finde ich folgenden Artikel auf Englisch:

    http://www.wbj.pl/?command=article&id=43953&str=1

    Man macht sich in Polen zunehmend Gedanken, die Stadtflächen grüner zu gestalten und merkt, dass die Menschen bei aller Urbanisierung auch noch die Natur irgendwo sehen wollen. Auch Gärten über Apartments wie in Japan werden in Betracht gezogen.

    Auch im Ruhrgebiet versucht man seit Jahren den Mix aus Traditionsbewusstein und Naturisierung, indem man auf der einen Seite alte Industriegelände architektonisch wieder zu Museen aufpäppelt und Parkanlagen neu schafft. Ob dieser Brückenschlag langfristig gelingen wird? :mysli

    Einmal editiert, zuletzt von Mulder (15. Januar 2009 um 11:23)

  • Zitat

    od Mulder
    Man macht sich in Polen zunehmend Gedanken, die Stadtflächen grüner zu gestalten und merkt, dass die Menschen bei aller Urbanisierung auch noch die Natur irgendwo sehen wollen.

    Hallo Mulder,

    dem Grünflächenschutz wird in Polen meiner Ansicht nach eine große Bedeutung beigemessen. Das Recht wirkt bis in die Gärten privater Hauseigentümer, denn niemand darf - abgesehen von Obstbäumen - über fünf Jahre alte Bäume ohne Genehmigung der Gemeindeverwaltung fällen oder Büsche beseitigen. Wenn man es doch will, und die Entfernung nicht aus Sicherheitsgründen notwendig ist, wird man entweder zu einer Ersatzpflanzung und/oder Zahlung einer (gerade bei Unternehmen) happigen Abgabe verpflichtet.

    Wenn ich "meine" Stadt betrachte, so sind vor drei Jahren bei der Verabschiedung des aktuellen Bebauungsplans viele bisherige "Brachflächen" nun eindeutig als Grünflächen ausgewiesen worden, auch gegen den teilweise heftigen Protest betroffener Grundstückseigentümer, die eine Ausweisung als Baugrundstück aus wirtschaftlichen Gründen natürlich lieber gesehen hätten. Der Bebauungsplan sieht außerdem auch in Wohn-, Gewerbe- und Industriegebieten für jede Planungseinheit (Stadtteil) einen obligatorischen Grünflächenanteil vor, d.h. als Bauherr darf man bei der Gestaltung eines Grundstücks nur einen bestimmten %-Wert der Fläche versiegeln. Der Rest muss Garten, Park oder anderswie "grün" sein.

    Ich schreibe das einfach mal als Beispiel, weil ich schon mehrere Male im Gespräch mit Landsleuten gemerkt habe, dass sich viele Ausländer nicht so recht der Reichtweite der dem Umweltschutz dienenden Vorschriften bewusst sind. Polen ist schon langer kein "Wilder Osten" mehr.

  • Zitat

    Man macht sich in Polen zunehmend Gedanken, die Stadtflächen grüner zu gestalten und merkt, dass die Menschen bei aller Urbanisierung auch noch die Natur irgendwo sehen wollen.

    Die polnischen Städte, die ich kennengelernt habe, waren alle erfreulich grün. Schön, wenn sie nun noch grüner werden sollen. :zacieszacz

    Ein schönes Panorama-Beispiel vom grünen Warschau, das ja sogar noch einen teilweise unbegradigten Fluss aufweist: http://www.buw.uw.edu.pl/index.php?opti…d=286&Itemid=91 (für die Panorama-Ansicht nach unten scrollen)

    Und auf Deutsch etwas dazu: http://wiolka.de/html/grunes_warschau.html

  • Zitat

    Original von Janek
    Die polnischen Städte, die ich kennengelernt habe, waren alle erfreulich grün. Schön, wenn sie nun noch grüner werden sollen. :zacieszacz

    Kann ich nur bestätigen! :oczko

  • An dieser Stelle muss ich auch erwähnen, dass sich das Verhältnis der Polen zu innerstädtischen Grünflächen seit der politischen Wende drastisch geändert hat. Klar, in den Stadtzentren gab es schon immer sehr gepflegte Parks, doch in den Außenvierteln sah es oft ganz anders aus.
    1992/93 wohnte ich in Warszawa-Włochy (den sog. Stare Włochy, also nicht identisch mit dem heutigen Stadtbezirk im Südwesten Warschaus, der sich bis zum Flughafen Okęcie erstreckt). Wenige hundert Meter von meiner Wohnung entfernt gab es drei ehemalige Tongruben, die sich nach ihrer Stilllegung mit Wasser gefüllt hatten und zu Teichen geworden waren und um die herum sich eine natürliche Parklandschaft gebildet hatte. Diese "Brachfläche" war von den Anwohnern mit stillschweigender Duldung der Behörden jahrzehntelang als Müllabladeplatz missbraucht worden. Das tat mir immer in der Seele weh, so dass ich nach einiger Zeit den Entschluss fasste, Kontakt zu einer neben diesen Teichen gelegenen Schule aufzunehmen, den Schülern von zwei bis drei höheren Schulklassen einen gewissen Stundenlohn zu zahlen und mit ihnen gemeinsam zumindest den sichtbaren Müll an den Ufern zu beseitigen. Durch meinen plötzlichen Wegzug wurde dann aber doch nichts aus diesem Projekt.
    Als ich diesen Ort zwölf Jahre später, im Herbst 2005, erneut besuchte, traute ich meinen Augen kaum. Mittlerweile war das Gelände zu einem äußerst gepflegten Park umgestaltet worden - so gepflegt, dass die Schilder mit der Aufschrift "Müllabladen strengstens verboten!" kaum noch vonnöten schienen, denn wer würde schon seinen Müll in einer solchen Grünanlage entsorgen:

    [Blockierte Grafik: http://mw2.google.com/mw-panoramio/photos/medium/5388386.jpg]
    Glinianka Cietrzewia in Stare Włochy/Warschau

    ... und nein: Das in Polen an vielen Straßen anzutreffende Warnschild mit der Aufschrift 'PIESI' bedeutet nicht, dass mit auf der Straße herumlaufenden Hunden zu rechnen ist! :haha

    (pies, pl. psy -> Hund --- pieszy, pl. piesi -> Fußgänger) :oczko

    3 Mal editiert, zuletzt von Matti (15. Januar 2009 um 23:54)

  • Ich selber habe immer wieder Warschau Innenstadt vor Augen - im Winter - grau eingelegt - und das hat mich erdrückt. Ich tue womöglich Warschau Unrecht, frage mich aber auch, warum so viele Menschen am Wochenende aus Warschau rausfahren, um ins Grüne zu kommen.
    Ich war noch nie in Krakau, habe aber von mehreren gehört, dass es eine grüne Stadt sei - vergleichbar mit Münster. :oczko Das würde mir sehr gefallen. Eine Stadt braucht Grünflächen, und ich finde es gut, wenn die Stadtväter und Stadtmütter hier schon eine bewusste Planung ansetzen. Viele Städte im Ruhrgebiet sind in Zeiten der Industriellen Revolution so schnell gewachsen (Gelsenkirchen ist so ein Beispiel), dass die Kommunen nur noch reagieren konnten. Diese Bausünden sind zum Teil heute noch sichtbar.

  • wusstet ihr, dass berlin die stadt mit dem groessten bestand an strassenbegleitender bepflanzung in europa ist?

    wollte das nur mal erwaehnen. das liegt sicher daran, dass waehrend der teilung deutschlands zumindest fuer westberliner kein umland vorhanden war, in welches man am wochenende haette fahren koennen.

    ich vermisse das sehr, da der klassische strassenbaum hier in england quasi unbekannt ist.

    innerstaedtische gruenflaechen in ausreichender groesse sind extrem wichtig, bspw wirkt der flughafen tempelhof als lufterfrischer fuer die umliegenden bezirke kreuzberg, neukoelln, schoeneberg und eben tempelhof, weswegen eine zukuenftige bebauung nach der schliessung katastrophale folgen fuer das mikroklima dort haben wuerde.

    und die prinzipien sind natuerlich global gleich. von daher macht ein focus darauf in polnischen staedten sicher sinn.
    die von chelmno.info beschriebenen sachverhalte decken sich uebrigens weitestgehend mit deutschen strategien. ich denke eben viele der vor-wende bausuenden geben im moment noch ein unscharfes und verfaelschtes bild der polnischen stadt im allgemeinen wieder...

  • Zitat

    od Mulder
    Ich selber habe immer wieder Warschau Innenstadt vor Augen - im Winter - grau eingelegt - und das hat mich erdrückt. Ich tue womöglich Warschau Unrecht, frage mich aber auch, warum so viele Menschen am Wochenende aus Warschau rausfahren, um ins Grüne zu kommen.
    Ich war noch nie in Krakau, habe aber von mehreren gehört, dass es eine grüne Stadt sei - vergleichbar mit Münster. :oczko

    Dein Eindruck ist zweifellos stark subjektiv geprägt, Mulder, denn wenn man von Warschau nur den Bereich um Zentralbahnhof, Aleje Jerozolimskie und Marzsałkowska erlebt - und das dann auch noch im Winter -, kann man es schwerlich als eine grüne Stadt in Erinnerung behalten. Im direkten Vergleich zu Krakau kommt Warschau sicher nicht schlechter weg, im Innenstadtbereich vielleicht sogar noch besser, denn immerhin gibt es hier eine ganze Reihe von zum Teil recht ausgedehnten Parks, z.B. Ogród Saski, Ogród Krasińskich, Park Kazimierzowski, Park Rydza-Śmigłego, Park Ujazdowski, Park Łazienkowski, Park Piłsudskiego... Dazu noch das relativ breite Flusstal der Weichsel (deutlich breiter als in Krakau) und auf der anderen Seite gleich Park Praski mit dem Zoo sowie Park Skaryszewski ...

    ... und nein: Das in Polen an vielen Straßen anzutreffende Warnschild mit der Aufschrift 'PIESI' bedeutet nicht, dass mit auf der Straße herumlaufenden Hunden zu rechnen ist! :haha

    (pies, pl. psy -> Hund --- pieszy, pl. piesi -> Fußgänger) :oczko

  • Es ist wohl kein Geheimnis das ich großer Fan der Stadt Kraków bin :ROTFL aber, sooo grün ist Kraków auch wieder nicht. Ich kenne andere Städte wie Wroclaw z.b. die ich als wesentlich Grüner empfand. Allerdings ist der vergleich mit Münster gar nicht so schlecht, denn ich war damals fast täglich in Münster, und es ist ähnlich. Wenn ich jetzt allerdings Kraków mit meiner ex-heimatstadt Essen vergleiche, ist es schon ein Riesenunterschied :ROTFL da ist Kraków um einiges grüner...

    Einmal editiert, zuletzt von nowicjusz (16. Januar 2009 um 11:44)

  • Zitat

    Original von Matti
    Als ich diesen Ort zwölf Jahre später, im Herbst 2005, erneut besuchte, traute ich meinen Augen kaum. Mittlerweile war das Gelände zu einem äußerst gepflegten Park umgestaltet worden - so gepflegt, dass die Schilder mit der Aufschrift "Müllabladen strengstens verboten!" kaum noch vonnöten schienen, denn wer würde schon seinen Müll in einer solchen Grünanlage entsorgen:

    [Blockierte Grafik: http://mw2.google.com/mw-panoramio/photos/medium/5388386.jpg]
    Glinianka Cietrzewia in Stare Włochy/Warschau

    Vielleicht hast du ja sogar den Grundstein dafür gelegt :oczko

  • Ja, vielleicht indirekt durch Gespräche mit Leuten aus meiner Nachbarschaft o.ä. Zu konkreten Taten meinerseits ist es damals ja leider nicht mehr gekommen.

    ... und nein: Das in Polen an vielen Straßen anzutreffende Warnschild mit der Aufschrift 'PIESI' bedeutet nicht, dass mit auf der Straße herumlaufenden Hunden zu rechnen ist! :haha

    (pies, pl. psy -> Hund --- pieszy, pl. piesi -> Fußgänger) :oczko

  • Zitat

    Original von Matti
    Ja, vielleicht indirekt durch Gespräche mit Leuten aus meiner Nachbarschaft o.ä. Zu konkreten Taten meinerseits ist es damals ja leider nicht mehr gekommen.

    Muss ja nicht :oczko
    Oft reichen Denkanstösse ja schon aus um ein solches Ereignis hervorzurufen.

    P.S. Stand da irgendo ein Schild mit der Aufschrift "Dieser Park ist dem Riesen-Polen gewidmet!" ??? :ROTFL

    Einmal editiert, zuletzt von nowicjusz (16. Januar 2009 um 12:08)

  • Du nun wieder :glupek :oczko

    ... und nein: Das in Polen an vielen Straßen anzutreffende Warnschild mit der Aufschrift 'PIESI' bedeutet nicht, dass mit auf der Straße herumlaufenden Hunden zu rechnen ist! :haha

    (pies, pl. psy -> Hund --- pieszy, pl. piesi -> Fußgänger) :oczko

  • Zitat

    Im direkten Vergleich zu Krakau kommt Warschau sicher nicht schlechter weg, im Innenstadtbereich vielleicht sogar noch besser,

    Nicht so schüchtern! :oczko Warschau ist definitiv grüner als Krakau. Wie grün, sieht man ja eigentlich ganz gut auf dem von mir schon angegebenen Link. Kenne außer Berlin keine grünere Hauptstadt in Europa und ich habe schon so etwa die Hälfte gesehen.

    Zitat

    aber, sooo grün ist Kraków auch wieder nicht.

    Denke ich auch! Krakau hat die wunderschönen Planty, die Błonia, den Botanischen Garten, den wenig grünen Weichselboulevard und ein paar kleinere Parks. Das war es dann schon. Aber es reicht eigentlich. Ohne die Planty wäre Krakau aber die Hölle. Schön finde ich auch die teilweise breiten Grünstreifen auf den Alleen, den Stadtwald und den Weg Richtung Ojców.

    Stettin soll auch sehr grün sein, von Breslau habe ich es gehört, habe es aber nicht so in Erinnerung (war 1999 das letzte Mal dort).

  • Ich gebe ja zu - womöglich tue ich Warschau Unrecht, wobei ich definitiv mehr von der Stadt gesehen habe als den Zentralbahnhof. :oczko

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